Zurück in den Rhythmus finden

Apotheker Michael Dickmeis über natürliche Mittel gegen Schlaflosigkeit

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„Wer sich nachts zu lange mit den Problemen von morgen beschäftigt, ist am nächsten Tag zu müde, sie zu lösen“, sinniert der deutsche Schriftsteller und Theologe Rainer Haak. Der gebürtige Hamburger spricht damit das an, was dem Würzburger Apotheker Michael Dickmeis täglich begegnet: Menschen, die schlecht schlafen. „Schlaflosigkeit aufgrund von Stress und Sorgen nehmen zu“, berichtet er. Um zu eruieren, woran das liege, stünde am Anfang seiner Gespräche in der Sonnenapotheke eine gründliche Anamnese. Denn die Ursache dahinter sei entscheidend. Infrage kämen Bluthochdruck, medikamentöse Therapien etwa mit Anti-Depressiva, falsches Verhalten wie Kaffee am Abend oder Stress, persönliche Sorgen oder depressive Verstimmungen.

„Alles, was unsere Seele belastet, nehmen wir mit in den Schlaf, also in die Zeit, in der unser Gehirn den Tag verarbeitet. Es kommt zu einer Überlastung in der Nacht.“ Ist dies der Fall und sind andere Ursachen ausgeschlossen, kann eine Therapie entworfen werden. Der erfahrene Pharmazeut bevorzugt natürliche Hilfsmittel wie das ätherische Öl des Lavendels mit seinen vielfältigen, „beruhigenden, nervenausgleichenden Inhaltsstoffen“¹. „Dieses gibt es in vielen Anwendungsformen, als Pflanzenwasser, als Öl in einer Duftlampe, als Lavendel-Säckchen, als Körperöl für die Brust oder konzentriert in Tablettenform.“ Unterstützend wirken auch Melisse, Baldrian oder Hopfen – diese allerdings als Extraktion, etwa als Tee oder Tablettendragees. Bei ihnen allen gebe es bei sonst gesunden Erwachsenen keine Kontraindikationen, die einer Einnahme entgegenstünden.

Kritisch sieht Dickmeis den Einsatz von Johanniskraut. „Seine Wirkung baut sich erst nach regelmäßiger Einnahme auf, ist also eher für die Dauer-Therapie geeignet.“ Außerdem vertrage es sich oft nicht mit anderen regelmäßig einzunehmenden Medikamenten wie zum Beispiel bestimmten Anti-Depressiva. „Auch gibt es Studien, die, je nach Präparat und Dosierung, Einfluss auf die Wirksamkeit einer niedrig dosierten Antibabypille aufzeigen²“, nennt er ein weiteres Beispiel. Spannend findet Dickmeis hingegen den Einsatz von Melatonin, eines der Hormone, die den Tag-Nacht-Rhythmus steuern und den Schlafprozess einläuten. „Als hochdosiertes Medikament bei speziellen Schlafproblemen aufgrund einer reduzierten, natürlichen Melatonin-Ausschüttung, ist es jedoch verschreibungspflichtig.“ Es könne aber helfen, wieder in einen Rhythmus zu finden.

Quellen:
¹https://www.lavendel.net/lavendeloel/inhaltsstoffe/,
²https://www.test.de/medikamente/wirkstoff/pflanzliches-mittel-johanniskraut-w473/

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