Eisenbereift oder leere Speicher?

Apotheker Michael Dickmeis über das Zentralatom im Hämoglobin

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M. Dickmeis ©Lebenslinie

Der Körper hat etwa fünf Gramm Eisen im Blut. „Das ist so viel, dass man daraus einen sieben Zentimeter langen Nagel herstellen könnte“, heißt es auf dem Instagram-Account von Vitaminwissen. Ein amüsanter Fakt, der es in sich hat. Denn das Spurenelement ist für unseren Körper essenziell. „Es ist das Zentralatom im Hämoglobin (roter Blutfarbstoff)“, erklärt Apotheker Michael Dickmeis, Inhaber der Sonnenapotheke in Würzburg. Außerdem sei Eisen wichtig für den Sauerstofftransport in alle Zellen und Organe. Ein Eisenmangel bedeute im Umkehrschluss zu wenig Hämoglobin und demzufolge eine schlechtere Sauerstoffversorgung. „Das macht uns müde und krank.“ Die Patient:innen würden blass und kraftlos wirken. Diese Symptome seien meist Anlass, Ärzt:innen zu konsultieren. Diese bestimmen dann den aktuellen Eisenwert, den Eisenspeicherwert (Ferritin) sowie den Zustand der Blutkörperchen. Ein Eisenmangel orientiert sich an fixen Parametern. Es werden drei Stadien unterschieden. Im ersten Stadium kann der Körper noch auf Eisenvorräte in Leber und Milz zurückgreifen. Hier kann eine Umstellung der Ernährung ausreichen. Anders gestaltet es sich in Stadium zwei. Die Eisenspeicher sind leer. Der Körper kann keinen roten Blutfarbstoff mehr produzieren. Hier ist der Einsatz von Eisenpräparaten sinnvoll. Hat der Eisenmangel bereits zu einer Blutarmut geführt, spricht man von Stadium drei. Organe und Zellen können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Jetzt seien Medikamente zwingend notwendig, so Dickmeis. „Am wichtigsten ist immer die Ursachenforschung“, betont der Pharmazeut. Nehme der Körper aufgrund vegetarischer oder veganer Ernährung zu wenig Eisen auf, sollten niedrig dosierte Nahrungsergänzungsmittel supplementiert werden. Lägen unklare Blutungen im Magen-Darm-Trakt mit schwarzem Stuhl vor, sei eine gastroenterologische Abklärung notwendig. Andere Ursachen seien zum Beispiel sehr starke Monatsblutungen oder auch unerkannte Magen-Darm-Entzündungen. Dickmeis denkt hier etwa an Morbus Crohn oder Glutenunverträglichkeit, die zu einer schlechteren Eisenresorption führen könnten. Eisenmedikation gibt es in unterschiedlichen Formen – von Tabletten bis Tropfen. Je nach Präparat erfolgt die Einnahme täglich respektive im Abstand weniger Tage. „Leider gibt es bei Eiseneinnahme oft Nebenwirkungen“, sagt Michael Dickmeis, der exemplarisch Durchfall, Verstopfung oder auch eine Geschmacksveränderung nennt. Die Medikamente sollten zudem nicht zum Essen oder in Kombination mit anderen Medikamenten, wie etwa Säureblockern, Blutverdünnern oder Schmerzmitteln, eingenommen werden. Auch die gleichzeitige Gabe mit Kalzium- oder Magnesium-Präparaten sei kritisch. Des Weiteren sollte unter Eiseneinnahme etwa auf Cola, Kaffee, Milch und grünen Tee oder auch Spinat verzichtet werden. Umgekehrt kann Eisen die Wirkung anderer Arzneimittel abschwächen, etwa die von Schilddrüsenhormonen oder bestimmten Antibiotika. Und wichtig: Die Einnahme sollte, je nach Ursache, bis mindestens drei Monate nach erfolgreicher Stabilisierung der Werte fortgesetzt werden.

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