Zu gut ist schlecht

Apotheker Dr. Helmut Strohmeier über die Auswirkungen einer Überfl ussgesellschaft auf die Zivilisationskrankheit Diabetes mellitus (Diabetes Typ 2)

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt 2016 das Thema „Diabetes“ in den Mittelpunkt des Weltgesundheitstags am 7. April. Für eine gute „Zucker-Bilanz“ sorgen laut Apotheker Dr. Strohmeier (links) Obst, Gemüse, Fisch, fettarmes Fleisch, Wasser und Tee. Foto: Susanna Khoury

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt 2016 das Thema „Diabetes“ in den Mittelpunkt des Weltgesundheitstags am 7. April. Für eine gute „Zucker-Bilanz“ sorgen laut
Apotheker Dr. Strohmeier (links) Obst, Gemüse, Fisch, fettarmes Fleisch, Wasser und Tee. Foto: Susanna Khoury

Wir lassen es uns zu oft zu gut gehen und deshalb geht es uns schlecht! Paradox, ist aber leider so. „Der jüngste in Deutschland an ‚Altersdiabetes‘ (Diabetes mellitus Typ2) erkrankte Patient ist fünf Jahre und lebt in Leipzig“, berichtet Apotheker Dr. Helmut Strohmeier.

Im wahrsten Sinne, ein Kind falscher Ernährung! Alles im Überfluss zu haben, verleitet anscheinend dazu, maßlos und wahllos in sich hineinzustopfen, worauf man gerade Lust hat. Wenn das hin und wieder passiert, kein Thema.

Man is(s)t ja auch nur (als) Mensch! Doch die Zahlen der an Diabetes Typ 2 bereits Erkrankten sprechen eine andere Sprache. Falsche Ernährungsgewohnheiten sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel!

„Bereits jetzt beläuft sich die Zahl der Diabetiker in Deutschland auf acht bis zehn Millionen Menschen. In zehn Jahren – so die Schätzungen – sind es doppelt so viele. Dann wäre jeder vierte Deutsche Diabetiker“, sagt Dr. Strohmeier von der Würzburger Theater-Apotheke, die sich an einer repräsentativen Studie zu Diabetes-Prävention (Glicemia-Studie) als eine von 40 Apotheken in Deutschland beteiligt hat.

Den Anfang der Prävention macht ein Fragebogen der Deutschen Diabetes Stiftung, der Auskunft darüber gibt, wie hoch das individuelle Risiko ist, an Diabetes Typ 2 in den nächsten zehn Jahren zu erkranken.

Die Beantwortung der Fragen kostet rund fünf Minuten Zeit, weiter nichts. Nach der Auswertung des Fragebogens und der damit einhergehenden Risikoeinschätzung kann sich dann jede(r) selbst im stillen
Kämmerlein Gedanken machen, ob sie/er mit dem Ergebnis leben und vor allem auf Dauer gut und gesund weiterleben kann.

„Altersdiabetes ist eine tickende Zeitbombe, die wenn sie explodiert, epidemieartige Ausmaße annehmen kann“, warnt Strohmeier. Durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung könne diese Zivilisationskrankheit vermieden werden, so Apotheker und Ernährungsberater Dr. Strohmeier.

Hier ist jeder Mensch persönlich in der Verantwortung für seinen Körper. Wenn der Arzt konsultiert werden muss, ist es oft schon kurz vor zwölf . Vorbeugen ist besser als heilen, gilt hier absolut.

Drei Mahlzeiten am Tag und mindestens 5x 30 Minuten Bewegung in der Woche seien schon mal die Richtschnur für einen gesunden Lebensstil. Klingt einfach, ist aber anscheinend schwer. „Denn mit einer Latte Macchiato, einem Schokoriegel oder auch nur einer Banane zwischendurch, essen die Deutschen derzeit 7,5 Mal am Tag.

Das bedeutet: Der Körper ist rund 14 bis 16 Stunden im Zuckerstoffwechsel“, so der Verfechter einer ausgewogenen Ernährung Helmut Strohmeier. Die damit verbundene ständige Insulinausschüttung münde
unweigerlich irgendwann in eine Insulinresistenz.

Kämen dann noch weitere Risikofaktoren wie Metabolisches Syndrom (Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und erhöhte Glukosekonzentration), genetische Disposition, starker Alkoholkonsum oder Rauchen dazu, ist der Weg, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, vorgezeichnet. Diabetes bewegt uns und daher sollten wir uns bewegen.

„Die Hausnummer bei der es „kritisch“ wird, liegt bei Frauen bei einer Taille von über 80 bis 88 cm und bei Männern bei einem Bauchumfang von über 94 bis 102 cm“, so Dr. Strohmeier.

Achten sollten wir daher auf den glykämischen Index (glyx), der die blutzuckersteigernde Wirkung kohlenhydrathaltiger Lebensmittel anzeigt und in diesem Kontext Zucker, zuckerhaltige Getränke und Weißmehlprodukte zu meiden oder zumindest in geringem Umfang zu uns zu nehmen.

Für eine gute „Zucker-Bilanz“ beim glykämischen Index sorgen, laut Apotheker Dr. Strohmeier, Obst (Äpfel, Zitrusfrüchte) und Gemüse (Bohnen, Fenchel, grüne Paprika, Spinat, Pilze, Blattsalat) und bei den Getränken Wasser, Tee, Kaffee (ungesüßt) und Gemüsesäfte.

Weiterhin empfehlen sich für die gesunde Ernährung Fisch und Meeresfrüchte, fettarmes Fleisch (Hähnchen, Pute, Wild), fettarme Milch- und Milchprodukte (1,5 % Fett), fettarme Wurstwaren (roher Schinken, Putenbrust, Roastbeef).

In diesem Sinne schließen wir mit einem Bonmot des deutschen Naturwissenschaftlers und Aphoristikers Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799): „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll“.

www.diabetesstiftung.de
www.theaterpo.de

Der nächste Ernährungskurs der Theater-Apotheke startet am 2. März und es können jederzeit Einzelberatungstermine vereinbart werden, Anmeldung unter Telefon 0931.52888.

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