Der 2. Mai markiert in Deutschland den „Tag der Lebensmittelverschwendung“. An diesem Datum will die Naturschutzorganisation WWF aufzeigen, dass hierzulande fast ein Drittel des aktuellen Verbrauchs von Lebensmitteln in die Tonne wandert. „Obwohl niemand gern Essen verschwendet, wird in deutschen Haushalten jedes achte Lebensmittel weggeworfen“, rechnet das Portal Verbraucherschutz.bio¹ vor. „So landen in den Mülltonnen der Privathaushalte 6,7 Millionen Tonnen.“ Im Außer-Haus-Verzehr entstünden circa 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle, im Handel etwa 550.000 Tonnen, in der Industrie 1,85 Millionen Tonnen. Verluste in der Landwirtschaft sind in dieser jährlichen Rechnung nicht berücksichtigt. Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen gehört also nicht grundlos zu den Zielen nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen. „Bis 2030 sollen diese halbiert werden“, so das Recyclingportal².
Auch für Gesundheitsberater Karl-Heinz Ursprung ist Lebensmittelverschwendung ein drängendes Thema. Er ist überzeugt, dass jede:r Einzelne seinen Beitrag leisten kann. „Eine der einfachsten Maßnahmen ist gut geplanter Einkauf“, rät der Inhaber eines Bioladens in Höchberg. „Wir müssen uns davon verabschieden, stets alles verfügbar zu haben.“ Auch in seinem Geschäft handhabe er das so, indem er die Nachfrage nach einzelnen Produkten stets im Blick habe und entsprechend abwäge. Seiner Ansicht nach sei viel damit gewonnen, selbst zu kochen. „Wer in der Küche kreativ ist, der kann auch Reste schmackhaft verwerten.“ Auch ein Umdenken hinsichtlich des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) hält er für dringend angeraten. Ursprung verweist auf zwei wichtige Punkte der Verbraucherzentrale³, die schreibt: „Bei verschlossener Verpackung und richtiger Lagerung ist das Lebensmittel nach Ablauf des MHDs häufig noch bedenkenlos zu genießen. Ursprung plädiert dafür, seinen Sinnen zu vertrauen – und nach Geschmack, Geruch und Aussehen zu entscheiden, ob etwas noch genießbar ist. In seinem Bioladen bietet er Ware kurz vor dem Ende des MHDs zum reduzierten Preis an, um diese nicht wegwerfen zu müssen. Auch Waren über dem MHD bietet er den Kund:innen auf eigene Verantwortung an. Zudem setzt er auf Partnerschaften mit Lieferant:innen, die den
verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln von Haus aus auf der Agenda haben. „Wir verkaufen auch Obst und Gemüse, das zum Beispiel Schalenfehler hat“, erklärt Ursprung. „Schönes Aussehen ist nicht alles! Wir sortieren aus und geben es Mitarbeiter:innen und Familie weiter.“ Auch die „Nose-to-Tail“-Küche hält er für sinnvoll – privat wie in der Gastronomie. „Gerade dort wird viel – wenn auch nicht immer freiwillig – weggeworfen“, beklagt Ursprung.
Bedarf es hier neuer Regelungen? Unbedingt! Sicher ist: Lebensmittelverschwendung belastet die Umwelt. „Jährlich entstehen dadurch mehr als 38 Millionen Tonnen Treibhausgase, gut 43.000 Quadratkilometer landwirtschaftlicher Fläche werden genutzt sowie 216 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht“, so Verbraucherschutz.bio. Für jedes Nahrungsmittel würden wir Energie bei Herstellung und Transport verbrauchen und Pflanzenschutzmittel, Mineral- und Wirtschaftsdünger verwenden, die die Umwelt belasten, macht Ursprung deutlich. Ein Paradigmenwechsel sei dringend angeraten.
Quellen:
¹www.verbraucherschutz.bio/bio-im-alltag/tag-der-lebensmittelverschwendung/,
²www,recyclingportal.eu/Archive/43124,
³www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/auswaehlen-zubereiten-aufbewahren/mindesthaltbarkeitsdatum-mhd-ist-nicht-gleich-verbrauchsdatum-13452,