Zu gut für die Tonne

In der Initiative foodsharing sind viele Lebensmittelretter:innen unterwegs

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©Miriam Christof

Zwei junge Lebensmittelretterinnen kommen mir an diesem Abend in der Würzburger Innenstadt entgegen. Hanna und Marie sind Mitglieder bei foodsharing, einer Initiative, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Heute hatten sie eine Abholung bei einem Supermarkt in der Innenstadt. Jeden Tag werden dort Obst, Gemüse und Backwaren gerettet, die ansonsten in der Mülltonne landen würden, da sie für den Verkauf nicht mehr geeignet sind. „Die meisten der Lebensmittel, die wir retten, sind noch verwendbar. Man muss beispielsweise Obst mit kleinen Fäulnisstellen ausschneiden oder den Salat nochmal ins Wasser legen, damit er wieder frisch ist. Aus all dem, was wir retten, lässt sich dann eine leckere Mahlzeit kochen“, erzählt Hanna Dorn, die im Organisationsteam von foodsharing Würzburg ist und regelmäßig die verschiedensten Abholstationen anfährt. In Würzburg gibt es 300 Mitglieder, die 32 Abholstationen betreuen und dort täglich oder wöchentlich Obst, Gemüse, Backwaren, zubereitete Speisen und andere Produkte abholen. Auch bei den großen Festen sind die Lebensmittelretter:innen aktiv und holen am Ende des Tages das ab, was nicht verkauft werden konnte. Einer der Läden, die gerne übrig gebliebene Speisen an Dorn abgibt, ist die Suppenbar Souperior in der Münzstrasse. Inhaberin Hanne Haberberger verabredet sich regelmäßig mit Hanna und gibt die Suppen, die vom Tag übriggeblieben sind, weiter, damit diese nicht entsorgt werden müssen. Nach der Abholung werden die Waren weiterverteilt: Freund:innen und Bekannte freuen sich über die Waren, über die foodsharing Facebook Gruppe wird vieles weitergegeben und die Verteiler im Kilianeum in der Ottostrasse und in der Thomas Kirche werden befüllt. Diese sind für jede:n zugänglich während der Öffnungszeiten. Einen Teil der Lebensmittel verwenden die Retter:innen auch bei gemeinsamen Essen der Initiative „Über den Tellerrand“. Bei den „Schnibbelparties“ ist jede:r eingeladen. So kam auch Hanna Dorn zum Lebensmittelretten vor fünf Jahren: die Oldenburgerin kam im Zuge ihres Master-Studiengangs nach Würzburg und wurde zum „Schnibbeln“ eingeladen. Auf sechs Tischen lagen Lebensmittel, aus denen ein wunderbares Essen für 20 Personen entstand – alles gerettete Produkte. „Dieses Erlebnis hat mir die Augen geöffnet“, berichtet die sympathische junge Frau. Nach dem Abend war für mich klar, dass ich mich bei foodsharing engagieren würde.“ Mittlerweile lädt sie selbst Freund:innen zu sich ein, um gemeinsam aus den Abholungen des Tages ein leckeres Essen zu kochen. Sie will zeigen, dass all das, was in der Tonne landen würde, noch zu gebrauchen ist: „Viele probieren regionale Lebensmittel zum ersten Mal, wie etwa Mangold. Außerdem gebe ich Dinge weiter, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten ist. Dies bedeutet ja nicht, dass der Joghurt dann direkt schlecht ist. Da gab es schon so manchen AHA-Effekt bei meinen Freund:innen, von denen sich einige auch bei foodsharing angemeldet haben“.

Fotos: ©depositphotos.com/@sonyakamoz,
©Miriam Christof

 

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