„Häufig wird ein Aneurysma im Rahmen von Routineuntersuchungen entdeckt“, sagt Arzou Agaev, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt. Dabei handelt es sich um „eine sackförmige Erweiterung in den Gefäßwänden der Hauptschlagader (Aorta)“. Diese entstehe, so der Facharzt für Gefäßchirurgie, wenn Schwachstellen in den Gefäßwänden infolge des Drucks im Blutgefäß mit einer Dehnung reagieren. „Etwa 40 von 100.000 Menschen erkranken jährlich an einem Aortenaneurysma“, informiert Agaev. „Am häufigsten sind Personen über 65 Jahren betroffen. Männer häufiger als Frauen.“ Begünstigt werde die Bildung von Aneurysmen durch verschiedene Risikofaktoren. Patient:innen können durch eine Minimierung der Risikofaktoren positiv auf ein Aneurysma-Risiko einwirken. Lediglich auf genetische Dispositionen, die auch die Ursache einer Bildung sein können, haben Patient:innen keinerlei Einfluss. Fest steht: Aneurysmen der Bauch- und Brustschlagader sind heimtückisch. Lange Zeit verursachen sie keine Beschwerden. Mit zunehmender Größe steigt jedoch das Risiko, dass das Aneurysma platzt, was meist zum sofortigen Verblutungstod führt. Der Chefarzt verweist auf eine Gesamtsterblichkeit von 60 bis 80 Prozent bei einer Ruptur (dem Zerreißen oder Aufplatzen) des Aneurysmas.
„Das sind viel zu viele. Oft sterben die Patient:innen bevor sie das Krankenhaus erreichen.“ Die Letalität nach einer Not-OP sei ebenfalls hoch, in Bad Neustadt aber niedriger als im bundesweiten Durchschnitt. Er betont: „Die Sterblichkeit aufgrund des Aortenaneurysmas kann man durch regelmäßige Untersuchungen reduzieren.“ Kleinere, symptomlose Aortenaneurysmen kontrolliere der Arzt einmal pro Jahr, größere zweimal pro Jahr via Ultraschall. „Wichtig ist, dass sich der Blutdruck im unteren normalen Bereich (120/80 mmHg) bewegt.“ Außerdem sollte ein Diabetes mellitus gut eingestellt sein und das Rauchen zum Tabu werden. „Menschen mit einem Aneurysma sollten außerdem nicht schwer heben. Und unter Belastung richtig atmen.“ Begleiterkrankungen wie Asthma bronchiale oder eine chronische Bronchitis gelte es zu behandeln, da Husten den Druck in den Gefäßen erhöhe.
„Erreicht ein Aortenaneurysma in der Bauchaorta einen Durchmesser von 5,5 Zentimetern bei Männern und 5 Zentimetern bei Frauen, empfehlen Ärzt:innen eine Operation.“ Gleiches gelte für ein thorakales Aneurysma ab einem Durchmesser von 5,5 Zentimetern sowie für ein kleineres Aneurysma, wenn der:die Ärzt:in beobachte, dass es sich um mehr als zehn Millimeter im Jahr vergrößert habe. Grundsätzlich gibt es dem Experten zufolge zwei Behandlungsmethoden. „Welche davon eingesetzt wird, hängt von der Lage des Aneurysmas und vom Gefäßzustand ab.“ Zum einen der Stent: „Über die Leistenarterie wird eine kleine Röhre (Stent) bis zur Wand-Aussackung vorgeschoben – der Stent stabilisiert das Gefäß und überbrückt das Aneurysma.“ Zum anderen die offene Operation: „Hierbei wird über einen Bauchschnitt der erweiterte Teil der Arterienwand entfernt und durch eine rohr- oder Y-förmige Gefäßprothese ersetzt.“ Allerdings sei es möglich, dass sich an anderen Stellen der Hauptschlagader nach Aneurysma-OPs erneut eine Aussackung bildet. Deshalb seien regelmäßige Kontrolluntersuchungen erforderlich, um das gegebenenfalls rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln.