Wie schmeckt Wasser?

Lebenslinie im Gespräch mit Wassersommelier Ulf Drescher

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„Wasser schmeckt …?“ Darauf hat wohl jeder von uns eine andere Antwort. Kein Wunder: Ganze 850 natürliche Mineralwässer sind allein beim Verband Deutscher Mineralbrunnen amtlich anerkannt. Verbraucher:innen können aus dem Vollen schöpfen und sich je nach Gusto das passende Wasser ins Glas holen. Oder anders gesagt: Sie haben die Qual der Wahl. Einer, der sich von Berufswegen mit diesem Thema auseinandersetzt, ist Ulf Drescher, seit 2018 geprüfter Wassersommelier (ausgebildet an der Doemens Academy in Gräfelfing) und spezialisiert darauf, (nicht nur) in solchen Fällen beratend zur Seite zu stehen. Ob Calcium, Magnesium, Natrium oder Hydrogencarbonat – der Wasser-Experte kann dank seiner Sensorik-Ausbildung viele Mineralstoffe herausschmecken. „Es kommt natürlich darauf an, wie viel Milligramm vom jeweiligen Mineral im Wasser enthalten sind“, so Drescher. Je stiller das Wasser, desto leichter falle zudem die sensorische Analyse. Natrium in Verbindung mit dem jeweiligen Chlorid-Anteil sei am einfachsten. „Je höher dieser Anteil, desto salziger der Geschmack. Von einem natriumreichen Mineralwasser spricht man ab etwa 200 Milligramm pro Liter.“ Auch Calcium sei bei längerem Verbleiben des Wassers im Mund gut zu (er)schmecken. „Nach dem Schlucken entfaltet sich ein leicht kreidig-trockener Geschmack, der zum Weitertrinken anregt.“ Etwas schwieriger verhalte es sich mit Magnesium, da der Geschmack nicht ganz so einfach zu definieren sei. Zum einen sei es bitter, zum anderen könne es süßlich sein. Hydrogencarbonat wiederum falle vor allem optisch auf. „Das Wasser hinterlässt am Glas ölige Schlieren. Geschmacklich verhält es sich leicht seifig.“ Bei der Wahl des „richtigen“ Wassers ist für Ulf Drescher vor allem der Geschmack entscheidend.

Ulf Drescher ©Franken Brunnen GmbH und Co. KG

Auch die eigene Gesundheit spiele eine Rolle. Verdauungsprobleme, Muskelkrämpfe oder Osteoporose: „Ein Arzt kann hier wertvolle Ratschläge geben, was dem Körper zugeführt werden sollte. Bei Verdauungsproblemen würde er ein sulfatreicheres Wasser empfehlen, da es verdauungsfördernd ist. Ein höherer Magnesiumanteil kann bei Muskelkrämpfen hilfreich sein. Calcium spielt beim Thema Osteoporose eine Rolle. Bei Magenbeschwerden oder Übersäuerung kann ein hoher Anteil von Hydrogencarbonat hilfreich sein.“ Umgekehrt sei bei Bluthochdruck ein Wasser mit viel Kochsalz nicht angeraten. „Auf jeden Fall sollten sich die Kund:innen mit dem Rückenetikett einer Wasserflasche auseinandersetzen.“ Gut zu wissen: „Es gibt keine schlechten Mineralwässer in Deutschland“, so der Wassersommelier. „Es muss von Natur aus rein sein, aus einer unterirdischen Quelle kommen und darf nicht behandelt werden.“ Einzig Kohlensäure dürfe zugesetzt oder entnommen werden. Auch Eisen dürfe herausgezogen werden, damit sich in der Flasche kein brauner Satz bilde. Und was beeinflusst den Geschmack? In erster Linie die Anzahl und Art der Gesteinsschichten, durch die das Wasser geflossen sei. Auch die Tiefe sowie die Region spielten eine Rolle. „Eine internationale Verkostung kann daher durchaus spannend sein“, schwärmt Drescher von der schier unerschöpflichen Vielfalt, die sich dem Gaumen in Sachen Wasser auftun kann. In diesem Sinne: Wohl bekomm’s!

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