Sich nicht das Wasser abgraben

Schon jetzt kann Unterfranken seinen Wasserbedarf nicht mehr komplett selbst decken

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Knapp 125 Liter beträgt derzeit das tägliche Quantum Trinkwasser pro Bundesbürger:in und Tag. Für uns ist es selbstverständlich. dass das erquickende Nass jederzeit aus der Leitung sprudelt. Dabei ist es mit dem Wasser längst nicht mehr zum Besten bestellt. Die zunehmende Trockenheit führt dazu, dass Wasser in Unterfranken allmählich knapp wird. Aufgrund der Klimaveränderungen und der geologischen Situation gibt es bei uns ohnehin weniger Grundwasser als in anderen Teilen des Freistaats. Man duscht sich in der Regel einmal pro Tag. Geht mehrmals auf Toilette. Wäscht sich gerade in diesen Zeiten häufig die Hände. Bereitet Kaffee oder Tee zu. Kocht mit Wasser. Putzt. Und gießt. Menschen rund um die Uhr mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, ist laut Alexander Pfenning, Werkleiter des Zweckverbands Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM), alles andere als einfach. „Unterfranken kann seinen Wasserbedarf jetzt schon nicht mehr selbst decken, wir sind auf Wasserlieferungen aus anderen Regionen angewiesen“, gibt er zu bedenken. Sinkende Niederschlagsmengen, steigende Temperaturen und konkurrierende Wassernutzungen verschärfen die Problematik. Wir sollten also angesichts der klimatischen Entwicklungen mehr nach-denken, bevor wir den Hahn aufdrehen. „Die meisten Bürger achten inzwischen auf einen sparsamen Umgang mit Leitungswasser“, beobachtet Pfenning. Anders schaue es aus, wenn Produkte gekauft oder Lebensmittel konsumiert werden: “Den damit verbundenen Wasserverbrauch haben viele Menschen nicht auf dem Schirm.” Die Thematik „Wasser“ ist insgesamt komplexer, als man gemeinhin denkt. Wie komplex die Materie ist, zeigen Fachbegriffe wie „Niedrigwassermanagement“. Das gebe es auch in Unterfranken, erklärt Geoökologe Christian Guschker, der das Sachgebiet Wasserwirtschaft bei der Regierung Unterfranken leitet. „Sinken die Grundwasserstände, nehmen die Konflikte ums Wasser zu“, sagt er. Der Privatmensch braucht Wasser. Der Landwirt. Und die Industrie. Je wärmer es wird, umso mehr Wasser wird von den verschiedenen Akteuren nachgefragt. Gleichzeitig steht deutlich weniger Wasser als in kühlen Zeiten zur Verfügung. Eine Menge Sachwissen ist nötig, um einen Ausgleich der Interessen im Sinne des Niedrigwassermanagements durchzuführen. Guschker sammelte in den vergangenen 20 Jahren bei der Regierung von Unterfranken hierzu viel Know-how. Nicht zuletzt, was die Steuerung von Grundwasserentnahmen anbelangt. „Uns kommt es darauf an, Vorsorge zu treffen, denn Dürrephasen aktiv zu bewältigen, das ist immer schwierig“, erklärt er. Prävention bedeute nicht zuletzt auch, die Bürger:innen für einen sorgsamen Umgang mit Wasser zu sensibilisieren: „Also zu vermitteln, dass man im Garten nicht zu viel gießen und bei Gartenpools Vorsicht walten lassen sollte.“

Trinkwasserschutz dürfe keine Nebensächlichkeit sein, sagt Guschker mit Blick auf das Thema Klimaschutz und die hieraus resultierenden Appelle, Treibhausgas-Emissionen zu senken. Das ist zweifellos wichtig. Doch dem unspektakuläreren Thema „Wasser“ kommt angesichts von Rekord-Wärmejahren die gleiche Bedeutung zu. Guschker liegt vor allem die öffentliche Trinkwasserversorgung am Herzen. „Dass die Bürger immer in ausreichender Menge Wasser zur Verfügung haben, steht bei unserem Niedrigwassermanagement an erster Stelle“, sagt er. Erst danach rangieren die Landwirtschaft und die Industrie. Wer ein paar Tipps braucht, wie Wasser und zugleich Energie gespart werden können, der sei auf den Flyer „Energie sparen – Klima schützen“ der Umweltstation der Stadt Würzburg verwiesen. Duschen statt zu baden spart demnach etwa rund 70 Liter Wasser ein. Ziemlich viel Wasser sowie Strom lassen sich sparen, wenn man beim Wäschewaschen auf die Vorwäsche verzichtet und statt mit 90 mit höchstens 60 Grad wäscht. Wasserkocher, Eierkocher oder Tauchsieder sind effizienter, als die Kochplatte von Elektroherden zu nutzen. Schließlich helfen Spararmaturen und Durchlaufmengenbegrenzer, Energie und gleichzeitig die Ressource Wasser zu schonen.

Für Unterfrankens Kommunen ist das Thema „Wasser“ längst keine Marginalie mehr. „Auch wir in Marktheidenfeld haben die Problematik der sinkenden Grundwasserspiegel auf dem Radar“, versichert Pressesprecher Marcus Meyer. Mit Obereichholz I und II besitzt Marktheidenfeld zwei Trinkwasserbrunnen: „Zurzeit gibt es hier auch keinen Engpass.“ Der Stadtteil Zimmern hat eine eigene Wasserversorgung, die von der Stadt als zweite städtische Wasserversorgung unterhalten wird. Ein Ingenieurbüro ist aktuell mit einer Konzept- und Bedarfsplanung für die Wasserversorgung der Stadt beauftragt: „Um auch in Zukunft eine sichere Versorgung gewährleisten zu können.“

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