Wenn die Tage düster und grau werden, dann schlägt das vielen Menschen aufs Gemüt. Der Herbstblues hält Einzug.
Solange dieser auch wieder weiß, wo die Tür ist, Augen auf! Und durch: „Vorübergehende Veränderungen von Stimmung und Antrieb – wenn sie tageweise oder weniger als zwei Wochen auftreten – im Übergang von Herbst zu Winter sind ein häufiges Phänomen, und müssen per se keinen krankheitswerten Charakter haben“, sagt Dr. Thomas Kirchmeier, Chefarzt der Abteilung für psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Höhenklinik Bischofsgrün.
Den ungemütlichen Gewitterwolken, welche die Sicht trüben, antriebslos, lustlos und griesgrämig machen, könne man mit Bewegung im Freien oder Tageslichttherapie mit spezifischen Lampen im Innern der Wohnung begegnen. Auch das Pflegen persönlicher sozialer Kontakte und die Trennung von Arbeit und Freizeit helfen, den Herbstblues in die Flucht zu schlagen.
Hielten typische Kernsymptome wie schlechte Stimmung, Antriebsminderung, ausgeprägte Grübelneigung, Schlafstörungen, Desinteresse an Hobbys und sozialen Kontakten über mehr als zwei Wochen an, seien das Indizien für eine klinisch relevante Depression, so Dr. Kirchmeier.
Je nach Diagnose durch den Facharzt und Grad der Ausprägung sind psychosomatische Fach- und Rehakliniken (leicht- bis mittelgradige Depression), sowie psychiatrische-psychotherapeutische Akutkliniken (schwere Depression mit oder ohne Suizidneigung) die richtige Adresse.
Diese agieren in der Regel mit multimodalen Ansätzen: Ergo- und kreativtherapeutische Verfahren (beispielsweise Musik- und Kunsttherapie), Entspannungsverfahren (beispielsweise nach Jakobsen) sowie Sport- und Bewegungstherapie stünden hier auf dem Plan. Neben den psychotherapeutischen Maßnahmen kämen vielfach auch – je nach Schwere der Depression – Psychopharmaka zum Einsatz, so Dr. Kirchmeier.
Gründe für die Zunahme vom Krankheitsbild Depression in der Gesellschaft sieht der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in der zunehmenden Verdichtung und einseitig kognitiven Belastung der modernen Arbeitsbedingungen (Digitalisierung, Industrie 4.0.), die auf Dauer überfordere.
Hinzu kämen private Faktoren wie Trennung, Patchwork-Familien, Pflege von Angehörigen und mangelnde Regenerationszeiten, die Depressionen und Erschöpfungssyndromen Vorschub leisten und diese zum Volksleiden machen. Deshalb müsse man bisweilen den Stecker ziehen, bevor es zu spät ist respektive Behandlungsbedarf besteht.