„Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine häufige, chronische, nicht übertragbare Hauterkrankung, deren Ursache noch nicht gänzlich geklärt ist und die keine definitive Heilung aufweist“, schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem „Globalen Bericht zur Schuppenflechte“ aus dem Jahr 2016¹. Im Erwachsenenalter tritt die Erkrankung dem Psoriasis Bund zufolge mit einer Häufigkeit von etwa zwei bis drei Prozent auf². Damit ist sie nach Neurodermitis die „häufigste chronische Hauterkrankung“. Die Krux: „Im Prinzip können alle, die diese Veranlagung in sich tragen, in jedem Alter eine Schuppenflechte entwickeln.“ Was also tun, wenn die Krankheit zuschlägt?
Dr. Wulf-Rüdiger Herzog, Leitender Oberarzt in der Klinik für Dermatologie der Frankenland-Klinik Bad Windsheim, ist Experte für diese Autoimmunerkrankung. Laut dem Spezialisten, der einst an der renommierten Yale-Universität geforscht hat, gebe es mehrere Ursachen, die einen Schub auslösen können: Akute fiebrige sowie chronische Infekte, ein vereiterter Weisheitszahn, aber auch bestimmte Medikamente wie Betablocker oder mechanische Irritationen durch Kratzen gehören dazu. Ebenfalls eine Rolle spiele die Jahreszeit. „Im Sommer geht es den Patient:innen meist besser, da die Sonne einen therapeutischen Effekt hat“, so der Arzt, der deshalb zum „antizyklischen Verreisen“ rät. Nicht außer Acht zu lassen sei Stress als Co-Faktor, der „alle chronischen Erkrankungen verschlechtern kann“. Ebenso „ungünstig“ seien Alkoholexzesse.
Was dann passiert, ist mittlerweile bekannt: „Die körpereigene Abwehr erkennt ein körpereigenes Eiweiß fälschlicherweise als fremd. Ist das Immunsystem aufgrund einer genetischen Veranlagung und/oder Umwelt-Faktoren aktiviert, laufen Entzündungsreaktionen ab, die zum klinischen Bild der Schuppenflechte mit Schuppen und entzündlich geröteter Haut führen“, erklärt der Hautarzt. In seiner Einrichtung, einer Verbundklinik der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern, gibt es daher gleich mehrere Ziele während der gut drei bis vier Wochen dauernden Reha. „An erster Stelle steht die (fast vollständige) Abheilung des Hautbefundes“, so Herzog über seine Leitlinien³-gerechte Therapie. Elementar sei hierfür die Hautpflege mit rückfettenden Basispräparaten, damit sich die toten Zellen vom Körper lösen und die Wirkstoffe im Anschluss in die Haut eindringen können. Dazu komme eine Foto-Sole-Therapie.
In Bad Windsheim stehen hierfür eine gesättigte Natur-Sole mit idealen 26,9 Prozent Salzgehalt sowie eine Bestrahlung mit Schmalspektrum UVB mit 311 Nanometern zur Verfügung. Die Lokaltherapie erfolge mit Vitamin-D-haltigen Externa. Je nach Schweregrad, Präferenzen und Geduld der Patient:innen kämen Cortison-Präparate hinzu. „Nur in seltensten Fällen ist eine systemische Therapie – zum Beispiel mit Biologika – angezeigt“, sagt der Mediziner mit Blick auf die schwersten Fälle. Daneben widmet man sich in Bad Windsheim der psychologischen Mitbetreuung, die unter anderem an der Krankheitsakzeptanz und Verarbeitung ansetzt. Ein Part, der nach Ansicht des Dermatologen nicht zu unterschätzen ist. Großen Wert legt Dr. Herzog außerdem auf Erziehung, Schulung und Befähigung zur Selbsthilfe, um die Auswirkungen der Erkrankung im Alltag möglichst selbstständig meistern und an den richtigen Stellen „angreifen“ zu können. Alles in allem versucht er seine Patient:innen so zu einer gesunden Lebensweise zu motivieren – und das nachhaltig.
Quellen:
¹http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/204417/9789241565189-ger.pdfp:/;jsessionid=436F05729365F15F374F638AE0B4DECB?sequence=11,
²https://www.psoriasis-bund.de/wissen/psoriasis,
³https://www.psoriasis-bund.de/wissen/leitlinien/