Was man unbemerkt mitisst

Warum Weichmacher wie Phtalate leicht auf den Teller gelangen können

0

Foto: ©depositphotos.com/
@londondeposit

Sich peu à peu von Kunststoff als Verpackungsmaterial zu verabschieden, ist nicht nur mit Blick auf die Umwelt sinnvoll. Dadurch sinke auch die Gefahr, dass Weichmacher in unser Essen gelangen, so Dr. Kirsten Bähr, Umweltreferentin in der Würzburger Beratungsstelle des Verbraucherservices Bayern: „Besonders beim Kontakt mit fettreichen Lebensmitteln können diese sich lösen.“ Auch wenn sie nicht sofort spürbare Effekte wie Unwohlsein oder Übelkeit hervorrufen, sind Weichmacher nicht „ohne“.

„Sie stehen im Verdacht, kanzerogen, reproduktionstoxisch und hormonell wirksam zu sein“, listet Dr. Bähr auf. Vor allem Phtalate beeinflussten durch ihre hormonähnlichen Eigenschaften vermutlich die Fortpflanzungsfähigkeit. Außerdem wirken sie sich auf die Entwicklung von Kindern im Mutterleib schädlich aus. Der Weichmacher DEHP ist wegen seiner Risiken seit 2007 in Verpackungen für fetthaltige Lebensmittel verboten. Dr. Bähr: „Doch da Weichmacher auch in der Umwelt weit verbreitet sind, kommen weiterhin Spuren davon in unseren Lebensmitteln vor.“ Kirsten Bähr rät, das, was später mal auf den Tisch kommen soll, möglichst unverpackt einzukaufen: „Lose, unverarbeitete Lebensmittel sind in der Regel weniger belastet als ölhaltige Fertigprodukte.“

Bei trockenen Lebensmitteln, die in Recycling-Papier oder Recycling-Karton verpackt sind, besteht der Umweltexpertin zufolge die Gefahr, dass sie durch Rückstände belastet sein können: „Diese können durch die Ausgangsstoffe der Verpackung eingetragen worden sein.“ Auch wenn eine Überschreitung der definierten Grenzwerte selten ist, sollten Verbraucher versuchen, Weichmacher zu vermeiden. Das bedeutet zum Beispiel, weniger Fertigprodukte zu verwenden. Besonders ungünstig ist es, wenn ein Produkt in einer Kunststoffpackung erhitzt wird. Denn bei höheren Temperaturen lösen sich Weichmacher noch leichter.

Wer sich vor Phtalaten &. Co. schützen will, sollte Lebensmittel auch nicht in Kunststoffbehältern aufbewahren. Besser geeignet sind Gefäße aus Glas oder Porzellan. Auch in der Wohnung sollten einige Regeln beherzigt werden, ergänzt der Würzburger Wohnbiologe Alexander Bellmann. Um Weichmacher zu vermeiden, sollten Baumaterialien, deren Oberfläche mit der Raumluft in Kontakt kommen, kein oder möglichst wenig Kunststoff enthalten.

Gleiches gelte für Möbel, Einrichtungsgegenstände und alle anderen Objekte, die in der Wohnung stehen. Bellmann: „Prinzipiell kann es, abhängig von Alter, Bauart und Nutzung, sinnvoll sein, seine Wohnung auf Schadstoffe untersuchen zu lassen.“

Share.