Was macht ein Radiologe?

Diagnostik, Schmerzbehandlungen und Untersuchungen von Kopf bis Fuß, sagt der Lohrer Neuroradiologe Dr. Andreas Müller

0

Foto: Dr. Andreas Müller © Melanie Schmidt

Die Zeiten, in denen Ärzte die Röntgenbilder vor Leuchtkästen begutachteten, sind längst vorbei. Die Radiologie – jenes Fachgebiet der Medizin, das sich traditionell mit der Anwendung von Röntgenstrahlen zur Diagnostik befasst – hat sich in den letzten Jahren verändert. Bilder werden digital erzeugt, und Ärzte wie der Lohrer Radiologe Dr. Andreas Müller können am Bildschirm Kontrast und Auflösung verändern, Aufnahmen vergrößern und viel genauer hinsehen. Auch ist die Strahlenbelastung niedriger als früher.

Neben den reinen Röntgenaufnahmen arbeitet Müller in seiner am Lohrer Klinikum befindlichen Radiologischen Praxis bei der Versorgung ambulanter wie stationärer Patienten auch mit Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT). Die sogenannte Schnittbilddiagnostik wird beispielsweise bei Krebspatienten genutzt, um die Tumorausdehnung zu erfassen, das Volumen des Tumors zu messen und zu quantifizieren.

„Der Radiologe hat hier weichenstellende Funktion mit Blick auf die einzuleitende Therapie“, sagt der 42-Jährige. Erweitert habe sich das Aufgabenspektrum von Radiologen auch, weil nicht mehr nur diagnostisch, sondern auch minimalinvasiv gearbeitet werde, etwa in der Schmerzbehandlung.

„Unter CT-Kontrolle können Medikamente mit einer dünnen Nadel punktgenau an die schmerzende Nervenwurzel gebracht werden und so zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Rückenschmerzen beitragen“, beschreibt Dr. Müller die sogenannte periradikuläre Therapie (PRT). Ebenso sei es möglich, unter CT-Kontrolle Proben aus Organen zur Diagnose von Erkrankungen zu entnehmen. Auch dies werde in der Lohrer Praxis durchgeführt.

Was den Arbeitsalltag eines Radiologen zudem besonders mache: „Wir untersuchen von Kopf bis Fuß und sind auf kein Organ festgelegt. Wir sehen Patienten mit Multipler Sklerose ebenso wie Patienten mit einer entzündeten Achillessehne“, sagt Dr. Müller. Mit anderen Worten: Kollegen weisen zu und die Radiologie arbeitet eng mit allen Fachdisziplinen zusammen. Gleichzeitig berät der Mediziner in der Auswahl des richtigen diagnostischen Verfahrens. „Kollegen rufen zum Beispiel an und fragen: „Ich habe einen Leberherd in der Sono erkannt. Macht hier ein CT oder ein MRT zur weiteren Abklärung Sinn?“

Hier müsse der Radiologe abwägen, welches Verfahren bei dem speziellen Patienten eher geeignet sein könnte. Außerdem sei zu bedenken, dass Röntgenstrahlung zur Veränderung des Erbguts führen könne. Unnötige Strahlenbelastung müsse daher vermieden werden, so Müller. Deshalb muss laut Röntgenverordnung jedwede Anwendung von Röntgenstrahlung am Menschen durch einen Arzt mit entsprechender Fachkunde geprüft und begründet sein. Höher noch als beim „normalen“ Röntgen ist die Strahlenbelastung bei der Computertomographie. Die erhöhte Aussagekraft der CT ist mit einer erhöhten Strahlenbelastung verbunden. Eine CT des Brustkorbes kann ohne die Anwendung strahlensparender Verfahren eine Strahlendosis haben, die 100 Mal höher ist als die eines normalen Röntgenbildes des Brustkorbes.

Neue technische Verfahren wie „low-dose“ Technik und iterative Rekonstruktion hätten laut dem Mediziner hier aber zu einer deutlichen Reduktion der Strahlenbelastung geführt. Bei der Magnetresonanztomographie werde nicht mit Röntgenstrahlen, sondern einem statischen Magnetfeld und wechselnden elektromagnetischen Gradienten gearbeitet. Deshalb müsse der Patient alles Metallische ablegen und dürfe keinen herkömmlichen Herzschrittmacher haben, so der Radiologe.

„Soweit wir das heute wissen, hat das MRT keine negativen Folgen für die menschlichen Zellen“, sagt Dr. Müller. Für die Dauer der MRT-Untersuchung sind laute Klopfgeräusche zu hören. „Patienten, die zu Platzangst neigen, haben eventuell Probleme in der Röhre“, sagt er. Für wichtig hält er deshalb das Gespräch vorab, um aufzuklären. Auch könne ein angstnehmendes Medikament gegeben werden.

Share.