Was ist Rheuma-Orthopädie?

Fachärztin Dr. Gaby Baron über Schwellungen, Rötungen und Schmerzen der Gelenke und ihre Folgen

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Zweifellos ist Rheuma eines der populärsten Krankheitsbilder. Die Rheumaorthopädie beschäftigt sich mit der Behandlung der daraus resultierenden Beschwerden am Bewegungsapparat. Etwa 400 verschiedene Diagnosen umfasst der Bereich rheumatischer Erkrankungen, häufig sind dies chronische Entzündungen an den Gelenken. Dr. Gaby Baron ist Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Osteologin am Würzburger König-Ludwig-Haus und in ihrer täglichen Berufspraxis damit befasst. Nach ihrer Aussage sind erste Hinweise Schwellungen, Rötungen sowie Schmerzen zunächst an den kleinen Finger- oder Zehengelenken, manchmal auch erst an Sehnenscheiden oder Schleimbeuteln. Größere Gelenke seien in der Regel später betroffen. Hinzukommen können ein Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit oder „Morgensteifigkeit“ in den Händen. Das typische Alter beim Erstauftreten sei um die 55, wobei Frauen fast doppelt so häufig betroffen seien wie Männer, so die Fachfrau. Die mit Abstand häufigste Diagnose ist die „primär chronische Polyarthritis (pcP)“, auch bekannt als rheumatoide Arthritis (rA).

Dr. Baron ©König-Ludwig-Haus Würzburg

Dr. Baron: „Es handelt sich hier um eine systemische Erkrankung. Das heißt, es sind in der Regel nicht nur verschiedene Gelenke (Knorpel, Gelenkschleimhaut, Sehnenscheiden) betroffen, sondern auch mehrere Organsysteme wie das Herz-Kreislaufsystem, die Nieren oder die Blutbildung. Unbehandelt führt diese Erkrankung zur Zerstörung von Bandstrukturen, Knorpeln und Sehnenscheiden und damit zu Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Immobilität sowie einer erheblichen Einschränkung der Lebenserwartung. Im Durchschnitt ist ohne Therapie nach zehn Jahren eine weitgehende Invalidität zu befürchten.“ Die konservative Therapie bestehe bei rheumatischen Erkrankungen in einer medikamentösen Behandlung, meist unterstützt durch Physiotherapie oder ­physikalische Maßnahmen wie Orthesen oder Bandagen.

So könnten im besten Fall Zerstörungen von Gelenken verhindert werden, erklärt Baron. Die medikamentöse Einstellung müsse oft mehrmals verändert respektive angepasst werden, so die Expertin. Daher sei eine intensive Betreuung durch eine:n speziell ausgebildete:n internistische:n Rheumatolog:in erforderlich. Bei anhaltenden Entzündungen kämen mitunter auch operative Therapien zum Einsatz. „Diese bieten eine Entfernung entzündlich veränderter Gelenkschleimhaut oder Schleimbeutel, um den Entzündungsprozess positiv zu beeinflussen. Begleitend erfolgt die medikamentöse, physiotherapeutische und ergotherapeutische Behandlung“, sagt Gaby Baron.

Ein vom Rheuma zerstörtes Gelenk könne durch Implantate ersetzt werden, etwa an Hüfte, Knie, Schulter und Ellbogen, ebenso bei Sprung- und sogar Fingergelenken. Auch Gelenkversteifungen können sinnvoll sein, etwa an den Zehengelenken. In den meisten Fällen könne auch im höheren Alter noch eine gute Krankheitskon­trolle durch die medikamentöse Basistherapie erzielt werden. Neben einer entsprechenden Medikation ist es sinnvoll, durch moderate Bewegung, Sport, physikalische Anwendungen, Gewichtskontrolle, ausgewogene Ernährung und psychologische Betreuung den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Zudem biete die deutschlandweite Selbsthilfegruppe „Rheumaliga“ vielen Betroffenen gute Unterstützung an.

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