Vorbeugen statt Aufbereiten

Alfred Lanfervoss über gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser

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Laut TVO muss Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch frei von Krankheitserregern,
genusstauglich und rein sein. Für die gesundheitliche
Unbedenklichkeit und Reinheit sind die regionalen Wasserversorger zuständig,
allerdings nur bis zur Wasseruhr im Haus. Ab dort bis zum jeweiligen Wasserhahn ist der Eigentümer/Vermieter des Hauses in der Pflicht etwa durch regelmäßige Untersuchung
des Wassers auf Legionellen. Mit Stufe 3 hat Würzburg und Umgebung eines der härtesten Wasser überhaupt. Da hauptsächliche Härtebildner aber Kalzium und Magnesium sind, ist
das der Gesundheit eher zuträglich, wenn auch nicht gerade ein lebensverlängerndes Kriterium für Haushaltsgeräte. Foto: ©depositphotos.
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„Ziel der Wasserversorgung ist es, möglichst natürliches und gleichzeitig qualitativ einwandfreies Trinkwasser zu liefern“, sagt Alfred Lanfervoss, Abteilungsleiter Wassergewinnung der Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV). Was das bedeute, sei in der strengen Trinkwasserverordnung (TVO) festgelegt: Hier seien nicht nur Grenzwerte und Bestimmungen für die Inhaltsstoffe vorgegeben, sondern auch sorgfältige Prüfungen und Kontrollen zur Einhaltung dieser Grenzwerte, so Lanfervoss: „Sie sind so gesetzt, dass der tägliche Trinkwassergenuss lebenslang gesundheitlich unbedenklich ist.“

Ein Blick auf die Analysewerte 2018, die bei der WVV (Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH) auf der Homepage abrufbar sind¹, bestätigt, dass das Würzburger Trinkwasser den Anforderungen der TVO entspricht. Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag des Forums Trinkwasser e.V. deckten rund ein Drittel (29 Prozent) der Befragten (über 1.000 Personen in Deutschland ab 14 Jahren) ihre empfohlene Trinkmenge am Tag von 1,5 Litern komplett mit Trinkwasser aus der Leitung ab, was positiv zu bewerten sei, da Trinkwasser hierzulande zu den am meisten kontrollierten Lebensmitteln gehöre.

„Und nicht nur das: wer Leitungswasser trinkt, schont die Umwelt. Und mit im Durchschnitt nur 0,2 Cent pro Liter ist Trinkwasser unschlagbar preiswert“, so Iris Löhlein, Ernährungsexpertin des Forums Trinkwasser e.V.². Zudem kommt Trinkwasser in Deutschland in den allermeisten Fällen aus der nächsten Umgebung, ist also ein regionales Produkt. Das gilt auch für das Würzburger Wasser. Lanfervoss: „Pro Jahr werden etwa acht Millionen Kubikmeter Trinkwasser aus Quell- und Grundwassergebieten in Würzburg, Zell und Zellingen gefördert. Etwa zwei Millionen Kubikmeter werden zusätzlich von der Wassergewinnung Würzburg-Estenfeld bezogen. Eine weitere wichtige Quelle liegt mitten in der Stadt, nämlich in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs. Sie kann etwa ein Viertel des Wasserbedarfs der Stadt abdecken.“

Neben den Quellen sorgten eine ganze Reihe von Pumpwerken und Hochbehältern (Galgenberg, Zellingen, Grombühl, Versbach) im Verteilungsnetz dafür, dass zu jeder Zeit, an jeder Stelle des Versorgungsgebietes ausreichend Trinkwasser in guter Qualität zur Verfügung stünde, so der Experte. Seit 2017 sei die Trinkwasserversorgung Würzburg autark, das heißt im Versorgungsgebiet könne das gewonnene Trinkwasser aus eigenen Anlagen verteilt werden. Der Vorteil sei neben der aktiven Sicherung regionaler Wasservorkommen ein Wasserpreis, der stabil gehalten werden könne.

Trotz strenger TVO warnt das Umweltbundesamt (UBA) vor rund 150 verschiedenen Arzneimittelwirkstoffen in Oberflächengewässern. „Am häufigsten werden Antiepileptika, Blutdrucksenker und Schmerzmittel sowie Antibiotika und Betablocker im Wasser gefunden. Die höchsten Konzentrationen ließen sich für Röntgenkontrastmittel nachweisen, so das UBA³. Noch gebe es in Deutschland kein systematisches Monitoring von Arzneimittelwirkstoffen in der Umwelt, weder in regulären Überwachungsprogrammen nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie noch seien sie in der nationalen Oberflächengewässerverordnung enthalten, mahnt das Umweltbundesamt den Status Quo an.

Das bestätigt auch Alfred Lanfervoss und plädiert für präventive Maßnahmen, also Vorbeugen statt Aufbereiten: „Es bedarf einer ganzheitlichen Strategie vom Hersteller über die Apotheken und Ärzte bis hin zum Verbraucher und letztendlich den Abwasserbetrieben, um Arzneimittelrückstände in den Gewässern zu vermindern. Eine nachträgliche „Reparatur“ im Wasserwerk stärkt weder das Verursacherprinzip noch löst es das eigentliche Problem!“

Letztes Jahr kam es zudem öfter zu Abkochgeboten für einzelne Gemeinden wie Zell, Erlabrunn oder Zellingen. Warum, wollten wir vom Abteilungsleiter der Würzburger Trinkwasserversorgung wissen: „In Deutschland werden seit einigen Jahren vermehrt Trinkwasserbefunde mit Enterokokken nachgewiesen. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Aus Studien ist bekannt, dass beispielsweise Insekten einen solchen Befund auslösen können. Ein Zusammenhang mit der vorliegenden Trockenheit ist nach unserer Auffassung nicht gegeben. Eine Chlorung des Trinkwassers oder das Aussprechen eines Abkochgebots erfolgt dann immer in Absprache mit dem Gesundheitsamt“, so Lanfervoss. „Auch bei der Nitratbelastung rangiert unser Trinkwasser innerhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte.“

Dennoch arbeite die TWV eng mit den Landwirten der Region zusammen, um dies auch in Zukunft gewährleisten zu können, betont der Verantwortliche in Sachen Wasserversorgung. Zudem seien die Wasserschutzgebiete, Zell und Estenfeld, wichtige und praktikable Instrumente für einen nachhaltigen Schutz der hochempfindlichen Bereiche der Einzugsgebiete, weiß der Fachmann.

Aber nicht nur die örtlichen Wasserversorger, auch jeder einzelne Würzburger könne dazu beitragen, dass das Würzburger Wasser weiterhin unbedenklich getrunken werden könne: Beispielsweise indem man keine Medikamente über die Toilette ins Abwasser entsorge, was viele Bürger immer noch tun. Nicht nur, dass sich die Arzneimittelbelastung des Trinkwassers dadurch generell erhöhe, vielfach entstünden Wechselwirkungen zwischen den einzeln entsorgten Arzneien, deren Gesundheitsgefahr selbst Experten bis dato noch unklar sei, so das UBA.

Quellen: ¹www.wvv.de/de/privatkunden/trinkwasser/wissenswertes/trinkwasserqualitaet/downloads.jsp, ²www.forum-trinkwasser.de, ³www.umweltbundesamt.de/daten/chemikalien/arzneimittel-in-der-umwelt

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