„Jede kritische Lebenssituation schickt uns auf eine Art Reise: eine unfreiwillige Reise, auf die wir uns nicht vorbereiten konnten und für die wir keine Landkarte haben“, schreibt Autorin Andrea Löhndorf in Kintsugi. Die Kunst, schwierige Zeiten in Gold zu verwandeln. Kintsugi steht für japanisches Kunsthandwerk, das sich dem Reparieren von Keramikgegenständen verschrieben hat; es spiegelt ebenso die japanische Lebensphilosophie wider, die Schönheit von Brüchen und nicht perfekte Dinge zu feiern.
„Kin“ bedeutet„golden“ und„tsugi“„verbinden, reparieren“. Wenn etwas im Laufe der Zeit zu Bruch gegangen ist, wird es in Japan nicht entsorgt und vergessen, sondern Kintsugi, die „goldene Reparatur“, haucht alten Scherben neues Leben ein. Und macht sie zu etwas Einzigartigem, einem Kunstwerk, das oft schöner ist als der ursprüngliche Gegenstand es je war. Kintsugi habe eine so bezaubernde Wirkung auf den Betrachter, so Löhndorf, weil es seinen Blick gerade auf die Stellen lenke, an denen ein Gegenstand zerbrochen wurde, und gleichzeitig zeige, dass dieser Einschlag nicht das Ende bedeuten müsse.
Kintsugi erzähle von Brüchen und Heilung, von Verlust und Versöhnung, von Trennung und Neubeginn, betont die Autorin. Oder um es mit den Worten Ernest Hemingways auszudrücken: „Die Welt zerbricht jeden, und nachher sind viele an den zerbrochenen Stellen stark.“
Andrea Löhndorf: Kintsugi. Die Kunst, schwierige Zeiten in Gold zu verwandeln
Scorpio Verlag, München 2020, ISBN 978-3-95803-235-4, Preis 16 Euro, www.scorpio-verlag.de