Vom Knall im Knie

Kniechirurg und Sporttraumatologe Dr. Thomas Krause über den Kreuzbandriss

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©Fachklinikum Mainschleife

Es war ein heißer Sommertag, Luzi N. (55)1 stand eigentlich gut trainiert (es war mitten in der Turniersaison) auf dem Tennisplatz. Das Spiel lief erfreulicherweise sehr gut für sie, bis zu diesem einen Ball, den Luzi unbedingt noch bekommen wollte. Der Tennisplatzbelag war staubig und trocken und ihr Knie drehte zu Seite, der Fuß leider nicht, der haftete am Boden fest. „Ich vernahm einen lauten Knall und realisierte sofort, der kam aus meinem Knie“, so die Turnierspielerin. „Schmerzen hatte ich keine, aber ich kam nicht mehr alleine vom Platz, so instabil war mein Knie“, erzählt Luzi. Der Arzt in der Notaufnahme, zu dem Luzi N. sofort gebracht wurde, stellte nach klinischer Begutachtung fest: „komplette Ruptur des vorderen Kreuzbandes und freie Flüssigkeit im Gelenk.“ Das Knie geschient und mit Unterarmgehstützen durfte sie bis zur anstehenden Operation nach Hause. „Das ist typisch für einen Kreuzbandriss“, weiß der zertifizierte Kniechirurg der deutschen Kniegesellschaft (DKG) und Chefarzt im Fachklinikum Mainschleife in Volkach, Dr. Thomas Krause. „Auslöser einer Ruptur in diesem Bereich ist immer ein Unfall, meist beim Sport. Die:der Betroffene merkt sofort, dass etwas passiert ist und auch das hörbare Reißen des Bandes ist ein gängiges Phänomen“, so der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Rupturen des Kreuzbandes sind neben Verletzungen des Meniskus die häufigsten Krankheitsbilder, die Dr. Krause sieht. „Bei einem Kreuzbandriss werden die im Knie befindlichen Kreuzbänder teilweise oder vollständig beschädigt.“ In der Folge entstehe eine Gebrauchsminderung durch eine Instabilität im Knie: „Sport ist dann erst einmal nicht mehr möglich!“ Zu den Ursachen einer Ruptur zählten zum Beispiel traumatisches Umknicken, Verdrehen des Kniegelenkes oder Überlastung. „Risikosportarten für den Kreuzbandriss sind Fußball, Handball und Skifahren“, weiß der zertifizierte Instruktor der Gesellschaft für Gelenkchirurgie und Arthroskopie (AGA). Das vordere Kreuzband reiße zehn Mal häufiger als das hintere, da es bei Sportunfällen in der Regel stärker belastet werde. In Mitleidenschaft gezogen werden bei einer Ruptur oft auch Innenmeniskus und Innenband, hier spricht man von dem „unglücklichen Dreier“, einer Komplexverletzung. „Über 90 Prozent der Kreuzbandrisse müssen operativ versorgt werden“, sagt der erfahrene Kniechirurg. Das hintere Kreuzband habe im Gegensatz zum vorderen eine Selbstheilungstendenz, hier würde primär auch eine konservative Versorgung greifen. Beim vorderen Kreuzband ganz selten. Bei der OP, die in der Regel minimalinvasiv arthroskopisch (Schlüssellochtechnik) durchgeführt werde, entnimmt der Chirurg eine Sehne, meist von der Rückseite des Oberschenkels (Hamstring-Sehne) und transplantiert diese ins Knie als Kreuzbandersatz. „Mit Vor- und Nachsorge ist der:die Patient:in in der Regel zwei Tage stationär in der Klinik. Daran anschließen wird sich eine bis zu neun Monate dauernde Reha-Behandlung, in der das Band einheilt und der:die Patient:in die Beweglichkeit des Kniegelenks wiedererlangt (rund zwölf Wochen).“ Erst starte die Physiotherapie mit manueller Lymphdrainage, später gehe es weiter mit Krafttraining zum Muskelaufbau etwa ab dem vierten Monat. Spätestens dann sollte der Alltag wie früher zu stemmen sein, so Thomas Krause. Nach einem dreiviertel Jahr könne in der Regel wieder Sport wie vor dem Unfall betrieben werden. Diesen Verlauf kann auch Luzi N. bestätigen. Nach neun Monaten stand sie wieder auf dem Platz als sei nichts gewesen. Aber an den Knall im Knie erinnert sie sich heute noch!  

Fotos: ©depositphotos.com/@Tohey22, ©depositphotos.com/@Deklofenak, ©depositphotos.com/@dell640, ©depositphotos.com/@103tnn, Dr. Krause ©Fachklinikum Mainschleife; Quelle: 1Name von der Redaktion geändert

 

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