Vegane Ernährung & Zahngesundheit

Lebenslinie im Gespräch mit Ärztin und Zahnärztin Dr. Sabine Hugo

0

©Melanie Schmitt

Die Versorgung unserer Zähne mit wichtigen Mikronährstoffen erfolgt über unsere Nahrung. Milchprodukte, Fleisch und Fisch sind dabei Lieferanten für Kalzium, Proteine und Vitamin D, die entscheidend zur Zahngesundheit und Zahnfestigkeit beitragen. Wie kann jemand, der sich für eine vegane Ernährung entschieden hat, den Zähnen diese Bausteine dennoch zuführen? Dr. Sabine Hugo, Ärztin und Zahnärztin mit eigener Praxis in Würzburg, berät ihre Patient:innen zum Thema Versorgung der Zähne und dem wichtigen Thema Parodontitis und erklärt, was dies mit der Nahrungsaufnahme zu tun hat. „Vegane Ernährung hat ein Für und Wider und wird oft kritisch gesehen, da sie viele Lebensmittel ausschließt“, erläutert die Expertin. „Viele Veganer:innen beschäftigen sich aber intensiv mit ihrer Ernährung und haben keine Mangelerscheinungen. Sie sind kreativ in der Substitution der klassischen tierischen Produkte.“ Eine ganze Reihe pflanzlicher Nahrungsmittel enthalten Proteine wie Pilze, Haferflocken, Mandeln, Erbsen, Linsen, Brokkoli oder Quinoa, so eine Studie aus den USA.1 Zu den kalziumreichen Gemüsen zählen grüne Bohnen, Grünkohl, Rucola oder Blattspinat, so die vegane Gesellschaft Össterreich2. „Vitamin D aktivieren wir etwa durch einen Spaziergang in der Sonne. Überraschenderweise haben aber auch Morcheln im Vergleich zu anderen pflanzlichen Produkten eine große Menge an Vitamin D“, bemerkt Dr. Hugo. Der Zahnärztin geht es um die richtige Zufuhr der Mikronährstoffe, aber auch um die Aufklärung der Faktoren, die die Zähne schädigen können, wie zum Beispiel zu viel Säure: „Veganer:innen essen natürlich sehr viel Obst und gerade säurehaltiges Obst wird von der Landeszahnärztekammer als eher gefährlich eingestuft für die Zähne“. Beim Genuss von Zitrusfrüchten und Co. gibt die Expertin einen wichtigen Tipp: Das Trinken von Zitronenwasser über den Tag verteilt schädigt die Zähne. „Wenn man nicht auf das Zitronenwasser verzichten möchte, empfehle ich, es direkt nach dem Essen zu trinken. Da ist der pH-Wert im Mund sowieso niedrig und die Zähne demineralisiert. Wichtig ist es, dann nicht die Zähne zu putzen, denn damit schrubbe ich ihnen ihre Schutzschicht weg.“ Ein anderes Thema ist die Gesundheit des Zahnfleischs: „Heute gehen mehr Zähne durch eine chronische Zahnfleischentzündung (Parodontitis) verloren als durch Karies.“ Bei der Parodontitis bildet sich ein Bakterienfilm um den Zahnhals, an den auch die Zahnbürste nicht herankommt. „Früher hat man dies mit einer ‚Full mouth Desinfektion‘ behandelt, heute empfehle ich eher Probiotika. In einer Studie an der Uni Würzburg2 hat sich gezeigt, dass die Ernährung nach der ,Steinzeitdiät‘ (nitratreiche Kost mit viel grünem Gemüse und ohne Industriezucker) positive Wirkungen auf die Zahnfleischgesundheit hat. Veganer:innen, die eine große Bandbreite an Gemüse essen, haben daher eine bessere Bakterienflora im Mund, aber nur, wenn sie gleichzeitig auch Zucker und industrielle Lebensmittel vermeiden.“ Einen wichtigen Tipp hat die Zahnmedizinerin noch für Veganer:innen, wenn es um das Thema Fluorid geht: „Viele putzen mit Zahnpasta ohne Fluorid und schwächen damit die Zahnstabilität. Es gibt allerdings veganes Chitosan, das in einigen Zahnpasten enthalten ist und den Zahnschmelz wie mit einem Schutzmantel überzieht. Es ist kein Ersatz für Fluorid, schützt den Zahn aber vor Säure und kräftigt ihn.“ 

Quellen: 1www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9268388/, 2www.vegan.at/inhalt/kalzium, 3 https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0043-104882.pdf

 

Share.