Unsichtbare Partikel

Gesundheitsberater Karl-Heinz Ursprung über Räume, die krank machen

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„Unser Immunsystem kann mit natürlichen Stoffen umgehen. Probleme bekommt der Mensch bei künstlichen Verbindungen“, sagt Ursprung. Foto: Petra Jendryssek

„Feinstaub-Rekord in Würzburg“, lautete eine Schlagzeile in der Zeitung zu Beginn des Jahres. Mit 65 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Atemluft stellte die Stadt Würzburg Anfang Februar einen Rekord in Bayern auf.

Der Grenzwert liegt europaweit bei 50 Mikrogramm. Maximal 35 Mal im Jahr darf dieser überschritten werden. In den ersten drei Monaten 2017 war Würzburg bereits 23 Mal oberhalb dieser Grenze. Das Thema war in aller Munde.

Auch Gesundheitsberater Karl-Heinz Ursprung hat die anschließende Diskussion verfolgt. Er gibt zu bedenken: „Jeder spricht über den Feinstaub draußen, keiner über den in den eigenen vier Wänden.“ Die Schadstoffbelastung in manchen Häusern könne höher sein, als an vielbefahrenen Straßen.

„Feinstaub ist nicht der Staub, den wir sehen und der von unseren Schleimhäuten und Härchen herausgefiltert wird“, so der Fachmann aus Waldbüttelbrunn. „Feinstaub (engl. Particulate Mater – PM) sind Partikel in der Luft, die nicht gleich zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen.“

Feinstaub dringe in den Körper ein – mit teils weitreichenden Folgen: Überall dort, wo sich besonders viele Staubteilchen in der Luft konzentrierten, sei die Möglichkeit von Schlaganfällen, Herzleiden und Atemwegserkrankungen erhöht. Das hätten verschiedene epidemiologische Studien gezeigt. „PM10 kann beim Menschen in die Nasenhöhle eindringen, PM2,5 bis in die Bronchien und Lungenbläschen und ultrafeine Partikel bis in das Lungengewebe und sogar in den Blutkreislauf“, sagt Ursprung.

Wie schädlich Feinstaub sei, hänge von seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften ab. Karl-Heinz Ursprung verweist in diesem Zusammenhang auf eine Untersuchung aus dem Jahr 2016. Wissenschaftler der George Washington University haben erstmals 45 verschiedene schädliche Chemikalien nachgewiesen, die in Hausstaubproben aus 14 US-Bundesstaaten gefunden wurden.

Am häufigsten seien dabei chemische Weichmacher vorgekommen, die auch bei Bauprodukten verwendet würden, so der Baubiologe. „Sie stehen im Verdacht hormonell wirksam zu sein, Diabetes und Fettleibigkeit zu fördern und führten im Tierversuch zu Missbildungen der Fortpflanzungsorgane.“

Als zweithäufigste Gruppe nannten die US-Forscher Phenole, die vielfach in Reinigungsmitteln vorkommen. Auch Flammschutzmittel aus Möbeln, Bodenbelägen und Baustoffen spielen eine entscheidende Rolle. „Viele dieser Stoffe können sich als Staubgemisch gegenseitig in ihrer Wirkung noch verstärken, so dass schon geringe Einzelstoffkonzentrationen giftig wirken können“, erklärt Karl-Heinz Ursprung.

Wie also vorgehen, wenn man Beeinträchtigungen durch „Wohngifte“ fürchtet? Luft-Messungen und Hausstaub-Analysen helfen, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Danach gelte es, unter Umständen weiter zu forschen.

Bei Renovierungsmaßnahmen gilt: „Achten Sie auf die Inhaltsstoffe aller Gegenstände und insbesondere deren Oberflächenbehandlung.“

Orientierung bieten unter anderem die Euroblume, der Verband der biologischen Baustoffhändler, die Arbeitsgemeinschaft kontrolliert deklarierter Rohstoffe e. V. (ARGE kdR), die ein entsprechendes Ampelsystem für Inhaltsstoffe entwickelt hat (www.positivlisten.info), oder die Deutsche Gesellschaft für Human- und Umwelttoxikologie (DGUHT e. V.).

Ursprung, selbst Mitglied im Vorstand der DGUHT, rät zudem, bei allen Oberflächenbehandlungen, Kleistern und Dämmstoffen nach einer Voll-Deklaration zu fragen. Jeder Händler müsse binnen vier Wochen Auskunft geben, aus was sein Produkt bestehe. Das sei gesetzlich geregelt und gelte für alle chemischen Stoffe.

Nicht nur privat, auch im Büro könne man etwa mithilfe eines Luftreinigungsgeräts für ein besseres Raumklima sorgen, so der Fachmann. Damit sei sicher gestellt, dass man unbedenklich durchatmen kann, wenn schon nicht draußen, dann doch in den eigenen vier Wänden!

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