Und plötzlich geht nichts mehr…

Die Physiotherapeutinnen Renée und Laura Sielemann über den Hexenschuss und wie man ihn wieder los wird

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„Ergebnisse der Deutschen Rückenschmerzstudie verweisen darauf, dass bis zu 85 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben Rückenschmerzen haben“, schreibt das Robert Koch-Institut¹. Für die meisten Betroffenen ist „Rücken“ eine Qual. Sie sprechen davon, dass ihnen die „Hexe“ ins Kreuz gefahren sei. Doch was
heißt das, was ist ein Hexenschuss (Lumbago oder Lumbalgie)?

„Dabei handelt es sich um Schmerzen im unteren Rücken, am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein“, erklärt Physiotherapeutin Reneé Sielemann. „Ein Hexenschuss entsteht nicht ad hoc, sondern entwickelt sich.“ Er sei die Folge von jahrzehntelanger Fehlbelastung und einer zu hohen Spannung in der Muskulatur. Die Hüftbeugemuskeln und geraden Bauchmuskeln im vorderen Bereich verkürzten sich, etwa durch zu viel sitzen. Auch die Faszien bekämen zu viel Spannung. Ein muskuläres Problem, ein Defizit in der Rückenmuskulatur, lange anhaltende Verspannungen und die Summierung vieler kleiner Belastungen können dann, ausge- löst zum Beispiel durch das Anheben von etwas Schwerem oder einer schnellen, ruckartigen Bewegung, zu unschönen Symptomen führen.

Foto: ©depositphotos.com/@Wavebreakmedia

„Ein plötzlicher Schmerz schießt in den unteren Rücken und von der einen auf die andere Sekunde ist man im schlimmsten Fall bewegungsunfähig“, schildert die erfahrene Therapeutin. Durch den ziehenden, stechenden oder bohrenden Schmerz verfalle der Körper in eine Schonhaltung. Als Sofortmaßnahme empfiehlt Laura Sielemann die Stufenlagerung. „Der Patient liegt auf dem Rücken, die Beine werden im rechten Winkel auf einem Stuhl oder Ähnlichem abgelegt.“ Danach sollten langsame, sanfte Bewegungen folgen, „um die Muskulatur zu lockern“.

Kollegin Renée Sielemann schlägt eine andere Variante vor. „Der Patient begibt sich in Rückenlage, beide Beine sind angestellt, Kinn einziehen. Zusätzlich sollte die Lendenwirbelsäule auf die Unterlage gedrückt werden. Dann krabbeln die Füße nach vorne. Die Beine soweit es geht strecken. “Wärme helfe darüber hinaus, die Durchblutung anzuregen, so Laura Sielemann.

Und dann? Gehen und Stehen sei besser als Sitzen. Auch Alltagsaktivitäten sollten, so gut es gehe, beibehalten werden. Gegebenenfalls könnte auch ein leichtes Schmerzmittel zur Linderung beitragen. Wichtig sei jedoch, dass der Patient in keine Schonung oder Ruhigstellung verfalle. Nach Erfahrung der beiden Expertinnen würden die akuten Schmerzen etwa drei Tage anhalten. Meistens sei das Thema binnen sieben bis 14 Tagen ausgestanden.

Und was kann man tun, um es gar nicht erst oder nicht noch einmal so weit kommen zu lassen? Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen von Haltungsschulungen, Yoga, Pilates und Faszientraining über Feldenkrais bis hin zu milon Zirkel-Training. Schließlich gilt es, erhöhte Spannung abzubauen und für ein stabiles Muskelgleichgewicht zu sorgen.

Quelle:
¹https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/ Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/rueckenschmerzen.pdf?__ blob=publicationFile

Der Hexenschuss unterscheidet sich vom Bandscheibenvorfall. Letzterer äußert sich anders. Die Schmerzen strahlen in der Regel bis ins Bein oder sogar bis in den Fuß aus. Der Patient verspürt ein Kribbeln, Bitzeln oder gar ein Taubheitsgefühl.

Wichtig zu wissen: Der Hexenschuss bezeichnet keine Krankheit, sondern ein Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann. Laut dem Statistikportal Statista¹ gelten Rückenprobleme als „häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland“.

¹https://de.statista.com/themen/1364/rueckenschmerzen

www.praxis-sielemann.de

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