Übung macht den Meister


Prof. Arne Berner über E-Scooter-Verletzungen in der Unfallchirurgie

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©Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt/Tom Bauer

Diese Entwicklung lässt aufhorchen: Die Zahl der E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden ist im Jahr 2022 um fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das berichtet das Statistische Bundesamt1. Zu den häufigsten Unfallursachen zählten demnach falsche Fahrbahnbenutzung und Alkoholeinfluss. „41,9 Prozent aller verletzten E-Scooter-Fahrenden waren auf Alleinunfälle zurückzuführen“, heißt es weiter. Bezeichnend zudem: 40 Prozent aller Verunglückten seien jünger als 25 Jahre gewesen. Professor Arne Berner, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Schulterchirurgie und Endoprothetik am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt, verwundert das nicht. „Um E-Scooter zu fahren, wird kein Führerschein benötigt. Es gilt: einfach draufstellen und losfahren – wenn auch nicht übermäßig schnell.“ Der E-Scooter sei für viele Menschen ungewohnt: kleine Reifen, keine vernünftige Bremse, keine wirkliche Idee, wie das Fahrzeug reagiert. Die Folge: „Sie können die Fahrt nicht einschätzen. Da kann schon mal ein Bordstein zu hoch sein“, so Prof. Berner. Übung würde hier den Meister machen. Aber: „Ungeübt fallen sie hin, rutschen zur Seite weg und landen meistens auf dem Arm, dem Handgelenk oder Ellenbogen.“ Die Verunfallenden würden versuchen, sich abzustützen und sich so im schlimmsten Fall komplizierte Brüche zuziehen, die oft auch operiert werden müssten. Auch Kopf-, Hüft- und Beckenverletzungen infolge von E-Sooter-Unfällen sieht der Unfallchirurg im Klinikalltag, allerdings seltener. Wie hoch die Gefahr ist, zeigt auch eine Studie2 von Dr. Joann Elmore, Professorin für Medizin an der University of California, Los Angeles. Ihr Team ermittelte eine Unfallrate bei E-Scootern von 115 Fällen je einer Million Fahrten. Diese liegt damit höher als die von Motorrädern. Leider gebe es für den E-Scooter keine Vorschriften bezüglich des Tragens eines Helmes oder sonstiger Schutzausrüstung, die Verletzungen verhindern könnte, bedauert Professor Berner. „Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass es sich fast durchweg um ungeübte Fahrende handelt, die sich oft auch noch überschätzen“, betont der Arzt. „Kommt es im Zuge eines Unfalls zu einer stark blutenden Wunde, sollte diese abgedrückt werden, ganz gleich, ob mit T-Shirt oder Taschentüchern“, rät der Mediziner. „Möglichst zeitgleich sollte aber auch der Rettungsdienst gerufen werden.“ Besondere Vorsicht sollten jene walten lassen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen. „In diesem Fall sollte man immer ins Krankenhaus fahren, um abzuklären, ob es nicht zu inneren Blutungen gekommen ist, auch wenn äußerlich keine Verletzungen erkennbar sind. “

Quellen: 1 www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/05/PD23_N028_462.html,
2 newsroom.ucla.edu/releases/fractures-head-injuries-common-e-scooter-collisions

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