Über Schweißfüße & Schwindel

Apotheker Michael Dickmeis über die Wirkung von Salbei

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Das im Salbei unter anderem enthaltene ätherische Öl Thujon ist ein Nervengift, das in zu hoher Dosis zu Verwirrtheit, Schwindel, Halluzinationen
oder Wahnvorstellungen führen
kann. Diese Eigenschaften nutzte man früher, um Werbung für das alkoholische Getränk Absinth zu machen, das
ebenfalls Thujon enthält. Foto: M. Dickmeis ©Nicole Oppelt

Mit über 60 Einzelwirkstoffen umgibt den Salbei der Nimbus einer „Wunderpflanze“. Doch was kann Salbei wirklich? Lebenslinie hat gemeinsam mit Apotheker Michael Dickmeis, Inhaber der Sonnenapotheke in Würzburg, einen kleinen Faktencheck durchgeführt.

„Du hast Magenbeschwerden? Dann versuche es mal mit Salbeitee!“ Ein gut gemeinter Rat, den wahrscheinlich die meisten schon gehört haben. Michael Dickmeis stimmt dem zu! „Salbei wirkt beruhigend und verdauungsfördernd.“ Im weitesten Sinne enthalte er auch Bitterstoffe, so der Fachmann. Diese würden ebenfalls verdauungsfördernd wirken und seien daher in solchem Fall zuträglich.

Er rät, den Arzneitee lange ziehen zu lassen – „gerne fünf Minuten und länger“. Geschehen solle das immer „bedeckt“, damit die ätherischen Öle nicht entweichen könnten. Ebenfalls nicht selten empfohlen wird, frische Salbeiblätter nach den Mahlzeiten zu kauen. Das reinige Zähne und Zahnfleisch. Stimmt das?

„Das Kauen von Salbeiblättern ersetzt nicht das Zähneputzen“, sagt Dickmeis. Aber: „Salbei ist ein Probiotikum. Es baut unsere Mundflora, also die Besiedelung mit guten Bakterien, effektiv auf.“ Das sei übrigens auch bei Heiserkeit, Husten oder Entzündungen im Mund- und Rachenraum zuträglich. Deshalb sei Salbei nicht nur als Tee, sondern auch in Mundspülungen oder als Fertig Arzneimittelpräparat gut. Beim Einsatz frischer Blätter ist der Apotheker zurückhaltend. „Hier muss man schon wissen, wo diese her sind und wie sauber das Kraut ist.“

Salbei wird auch bei übermäßigem Schwitzen – etwa an Füßen oder Händen empfohlen. Kann das Kraut aus der Familie der Lippenblütler da auch helfen? „Ja!“, sagt Michael Dickmeis. Salbei als natürlicher Schweißhemmer kann innerlich und äußerlich angewendet werden. Zum Einsatz sollten starker Salbeitee oder Salbeidragees mit hochdosiertem Salbeiextrakt kommen. Im Falle der Füße könne auch ein Salbeifußbad wirken. Doch warum ist das so? „Welche Inhaltsstoffe für die Schweißhemmung verantwortlich sind, ist bisher nicht bekannt“, sagt Dickmeis. Eine Rolle könnten die in den Salbeiblättern enthaltenen Gerbstoffe und das ätherische Öl spielen. Einmalig helfe eine Salbeianwendung aber in keinem dieser Fälle – Linderung entstehe durch regelmäßige Dosen.

Vorsicht geboten sei bei Salbeigenuss in der Schwangerschaft. „Salbei enthält das ätherische Öl Thujon, was unter anderem Schwindelanfälle, schnelleren Herzschlag oder Hitzegefühle auslösen kann. Als Tee jedoch getrunken sehe der Apotheker den Salbei auch für werdende Mütter als nicht problematisch an. Anders verhält es sich mit dem ätherischen Öl oder alkoholischen Extrakten aus dem Salbei. „Davon sollten Schwangere die Finger lassen.“ Generell sollte der Einsatz von Salbei mit Bedacht erfolgen. Es gibt eine Tageshöchstdosis. „Die liegt bei 15 Gramm frischen Salbeiblättern“, sagt der Experte.

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