Türöffnerin Lucy

Therapiebegleithündin besucht Menschen im Hospiz

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Es ist Dienstag, 14 Uhr im stationären Hospiz der Stiftung Juliusspital im Würzburger Stadtteil Sanderau. Quirlig interessiert kommt Lucy auf mich zu. Sofort nimmt sie Kontakt auf – lässt sich streicheln und sieht mich erwartungsfroh an. Stolz trägt sie ihre lila Stoffblume im Maul. Sie weiß offenbar: „In der kommenden Stunde habe ich Wichtiges zu tun.“ Die schwarze Labrador-Hundedame gehört zu Anette Wolf vom Therapiebegleithunde-Team des Malteser Hilfsdienstes im Stadtverband Würzburg. Seit Oktober 2019 kommt die Hündin mit ihrer Halterin einmal pro Woche ehrenamtlich ins Juliusspital Hospiz.

So auch an diesem Tag Mitte Februar. Sobald Lucy ihr Maltesergeschirr trägt und sie ein Gastzimmer im Hospiz betritt, „schaltet“ sie auf Arbeitsmodus um. Die ausgebildete Therapiebegleithündin ist jetzt „im Dienst“. Aus der lebhaften Vierbeinerin wird ein Wesen, das mit Bedacht agiert. Sibylla Baumann, Leiterin des stationären Hospizes, ist von Lucy begeistert. „Lucy bringt so viel Lebendigkeit in unser Haus. Sowohl unsere Gäste als auch das Team freuen sich jede Woche auf diese Begegnung. Haustiere sind hier ausdrücklich erlaubt“, erklärt sie. In ihrem Hospiz schätzt man die Anwesenheit von Tieren: „Tiere haben ein so sensibles Gespür für Situationen“, erklärt Baumann. „Es fasziniert mich immer wieder, wie sie auf sterbenskranke Menschen zugehen.“ Sie würden Türen öffnen und Zugang auch zu den Menschen finden, die über die Sprache nicht mehr erreichbar seien. „Wenn die dreijährige Lucy das Zimmer betritt, spürt man sofort, dass sich etwas verändert. Es wird ‚heller‘. Die Mimik der Gäste entspannt sich, die Augen fangen an zu leuchten. Und manche sind sehr berührt.“

Die Zeit der Hündin im Hospiz ist bewusst auf eine Stunde pro Woche begrenzt. „Lucy erspürt die Situation und stellt sich auf ihr Gegenüber ein“, erklärt Wolf den „Dienstmodus“ Lucys. Hierbei ist absolute Konzentration erforderlich. Ohnehin gebe es besondere Anforderungen an Therapiebegleithunde. „Alles beginnt mit einem Eignungstest. Sie müssen sehr gut sozialisiert sein, Menschen und Hunde lieben“, so Wolf, die die Leitung des Hundeteams bei den Maltesern innehat. Entscheidend sei daneben eine hohe Reizschwelle sowie Gehorsamkeit. „Wichtig ist aber auch, dass die Therapiestunde dem Hund Spaß macht.“ Auch nach der Ausbildung heiße es immer wieder: üben, üben, üben und immer wieder hinterfragen, ob der Hund noch Freude an seinem Einsatz hat. Der Gast und Lucy stehen im Mittelpunkt, betont Wolf. Das merkt man auch während des Besuches. Sie selbst hält sich im Hintergrund, spricht mit den Gästen, lässt aber in erster Linie Lucy agieren.

Manche Hunde-Visiten dauern nur fünf Minuten, andere eine halbe Stunde. Das komme auf das Befinden des jeweiligen Gastes an. „Jeder Einsatz ist anders. Wir stellen uns immer wieder neu auf die Situation ein.“ Bevor Lucy kommen darf, wird das Einverständnis der Gäste eingeholt. Wer Lucys „Dienst“ in Anspruch nehmen will, erlebe ihre liebenswerte, einfühlende Natur, die Ort und Zeit für den Moment vergessen lässt: „Diese Stunde nimmt mir meine Schmerzen,“ so die Aussage eines Hospiz-Gastes. Was für ein großartiger Dienst am Menschen. Chapeau Lucy!

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