Täglich außer Atem kommen

Osteopath Hans-Otto Wöhrle über die Krankheit unserer Zeit: Bewegungsmangel

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„Wenn die Kommode schief steht, klemmt die oberste Schublade auch“, so Hans-Otto Wöhrle, „man muss die Ursache eruieren!“ Foto: Susanna Khoury

„Wenn die Kommode schief steht, klemmt die oberste Schublade auch“, so Hans-Otto Wöhrle, „man muss die Ursache eruieren!“ Foto: Susanna Khoury

„Jeder sollte einmal am Tag außer Atem kommen“ – dafür plädiert Osteopath Hans-Otto Wöhrle. Das sei eine „Sauerstoffdusche“, die das Gehirn befeuere, den Kreislauf in Schwung bringe und das Herz gesund halte.

Der Mensch ist dynamisch konzipiert, will heißen, Bewegung verhindert das Einrosten aller wichtigen Funktionen im Organismus. „Bewegung ist Leben, Bewegungseinschränkung ist Krankheit und Bewegungslosigkeit ist der Tod“, erklärt Wöhrle das Grundprinzip der Osteopathie.

Bewegung, in welcher Form auch immer, ist für den ehemaligen Leistungssportler eine „Hygiene-Maßnahme“ wie tägliches Zähneputzen.

Er sieht als Osteopath (Ausbildung nach Typaldos) viele Menschen mit Krankheiten, die auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind. „Alter schützt vor Leistung nicht“, sagt der 65-Jährige, der weiß, dass Körper lebenslang trainierbar sind.

Je nach Alter und körperlicher Verfassung müsse das Training abgestimmt sein, aber sonst gäbe es keine weiteren Ausreden. Vor allem Menschen mit sitzender oder einseitig belastender Tätigkeit hätten vielfach Dysfunktionen, die nur auf fehlende Bewegung zurückzuführen seien.

Als Osteopath sehe er das am Gang oder der Haltung (beispielsweise am Hochstand einer Schulter): „Wenn die Kommode schief steht, klemmt die oberste Schublade auch“.

Und da beginnt seine Profession. Er muss herauszufinden, wo die Primärursache der Beschwerden ist.

„Es kann die Schulter oder der Arm weh tun, die Ursache kann aber ein Fußfehl- oder Beckenfehlstand sein“, berichtet Wöhrle. Er könne nicht heilen, sondern nur die Voraussetzungen schaffen, dass der Körper es aus eigener Kraft schaffe.

„Mit den unterschiedlichsten manuellen Techniken „kommunizieren“ meine Hände mit dem Gewebe und geben so Impulse, damit wieder alles ins Lot kommt“. Eine Besserung sei manchmal schon nach einer Sitzung zu spüren, freut sich Hans-Otto Wöhrle.

In der Regel seien aber fünf bis zehn Behandlungen notwendig, vor allem bei chronischen Beschwerden oder Krankheitsbildern, die von der Schulmedizin als austherapiert gelten.

Manchmal stoße die Osteopathie auch an ihre Grenzen, bei Rheuma oder Krebs beispielsweise, könne diese nur begleitend eingesetzt werden.

Darum arbeite er gerne eng mit Ärzten zusammen. „Denn für den Patienten ist das Beste ein Miteinander… und wer dann heilt hat Recht!“

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