So vielfältig wie das Leben selbst

Osteopathin und Heilpraktikerin Andrea Goldfuß über Diagnostik und Behandlung mit den Händen: die Osteopathie

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„Ich habe Schmerzen im Knie.“ Die Antwort der Schulmedizin: „Da die Schmerzen im Knie sind, ist die Ursache wahrscheinlich auch dort zu suchen. Der Fokus der Behandlung liegt also auf dem Knie.“ Einen anderen Ansatz hält die Osteopathie bereit. Ihre Antwort: „Zwar sind die Schmerzen im Knie, aber das kann auch andere Ursachen haben. Wir betrachten alles, was in direktem und indirektem Zusammenhang mit dem Knie steht.“ Doch was steckt hinter dem Begriff Osteopathie? „Sie ist eine ganzheitliche Heilmethode, die der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still begründet hat“, erklärt die ausgebildete Osteopathin und Heilpraktikerin, die unter anderem in der Praxis von Renée und Laura Sielemann in Oberdürrbach tätig ist. „Es handelt sich um eine alternativ-medizinische Behandlungsmethode, bei der Untersuchung und Therapie ausschließlich mit den Händen stattfinden. Sie gilt in Deutschland als Heilkunde und darf nur von Ärzt:innen und Heilpraktiker:innen uneingeschränkt ausgeübt werden.“ Es gibt drei Bereiche: die vizerale, parientale und craniale Osteopathie. Der Schwerpunkt, stellt die Expertin heraus, sei auf die Förderung von Gesundheit im Organismus gerichtet. Goldfuß zufolge seien die Bereiche, bei denen Osteopathie wirke, so vielfältig wie das Leben selbst. Das Spektrum reiche von Schwangerschaft über Babys bis hin zum hohen Alter und Palliativmedizin. „Ein zentraler Punkt ist die ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘“, sagt sie. „Durch eine ausführliche Anamnese und zielgerichtete Behandlung soll der eigene Körper so stimuliert werden, dass er sich selbst um die Heilung kümmern kann.“ Die parientale Osteopathie komme etwa bei Sport- und Unfallverletzungen, Haltungsschäden, Arthrose oder chronischen Beschwerden zum Einsatz, die vizerale Osteopathie bei Schwangerschaftsbeschwerden. Dazu zählt sie Schmerzen im Rücken als Folge der zusätzlichen Belastungen, im Leistenbereich als Folge der Mutterbanddehnung, im Ischias als Folge des Drucks durch den Kinderkopf, in den Symphysen als Folge der hormonellen Umstellung. Auch eine Verstopfung könne zu Schmerzen am Hüftgelenk führen, eine Blasenentzündung zu Beschwerden an der Lendenwirbelsäule. Darüber hinaus könnten entzündete Organe ursächlich für Rückenschmerzen sein. Die craniale Osteopathie findet bei Migräne, Spannungskopfschmerz, Tinnitus, Schwindel Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfällen sowie bei Schmerzen bei der Einengung von Nerven Anwendung. „Das Ziel der Osteopathie ist die sogenannte Homöostase – also ein stofflich-energetisches Gleichgewicht im Körpergewebe“, erklärt die Expertin. Oder kurz gesagt: Die Osteopathie schafft durch Gewebeentspannung und den damit verbesserten Transport von Nährstoffen, Abwehrzellen, Schlackestoffen und Zellgiften die „stoffliche und energetische Basis“ für Heilung. Und für wen ist die Osteopathie geeignet? Für jede:n, vom Säugling bis ins hohe Alter. Jedoch sollte Vorsicht geboten sein bei Erkrankungen des Blutes sowie Störungen der Blutgerinnung, Stoffwechselstörungen, metastatischen oder rheumatischen Erkrankungen. Auch bei Hauterkrankungen, akuten Entzündungen im Bereich der inneren Organe oder Knochenerkrankungen. „Im Einzelfall bespreche ich das mit meinen Patient:innen oder halte Rücksprache mit den Ärzt:innen“, sagt die Therapeutin. 

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