Sich selbst und andere schützen

Apotheker Michael Dickmeis klärt auf, wann und für wen eine Grippe-Impfung sinnvoll ist

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„Der Grippevirus ändert durch spontane Mutation sein Aussehen“, erklärt Dickmeis den Impfmüden die Notwendigkeit der jährlichen Impfung. Foto: Nicole Oppelt

„Viren können wahre Überlebenskünstler sein: Sie verbreiten sich nicht nur schnell, sondern passen sich auch immer wieder neuen Gegebenheiten an“, schreibt das Bundesgesundheitsministerium¹. „Deshalb erkranken jedes Jahr Menschen an Grippe.“

Im vergangenen Winter grassierte sie besonders heftig. Die Krankenstände schossen auf Rekordhöhe. „Prinzipiell ist die Grippe-Impfung sinnvoll und wichtig“, sagt der Würzburger Apotheker Michael Dickmeis. Sie werde für alle, die ein „gewisses Risiko“ hätten, offiziell von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Dieses Risiko könne zum einen in der Person liegen, etwa Menschen über 60 Jahren deren Immunsystem nicht mehr wie in jungen Jahren funktioniere.

Angesprochen fühlen sollten sich auch „gesundheitlich chronisch Vorgeschädigte“: Dazu zählen etwa HIV-, Asthma- oder Diabetes-Patienten sowie Menschen mit Stoffwechsel- oder Immundefekten. Darüber hinaus sollte sich auch medizinisches Personal schützen und ein mögliches Übertragungsrisiko reduzieren.

„Die ‘normalgesunde‘ Bevölkerung ist in dieser Impf-Empfehlung nicht inbegriffen“, so der Apotheker weiter. Aber auch dieser Personenkreis könne sich impfen lassen und die Kasse bezahle das auch.

Doch welche Nebenwirkungen birgt der Grippeschutz?

„In Deutschland gibt es zwei zugelassene Impf-Varianten“, erklärt der Apotheker den Unterschied zwischen der Impfung per Spritze oder via Lösung, die in die Nase gesprüht wird. Letztere erfolge zwar ohne Nadel, habe aber den Nachteil, dass sie zum einen nur für Kinder zugelassen sei. Zum anderen handle es sich hier um einen so genannten Lebend-Impfstoff.

„In diesem Fall ist es theoretisch möglich, kurzzeitig ein leicht grippales Erkältungsgefühl auszulösen.“ Bei der Spritze hingegen handle es sich um einen Tot-Impfstoff. Mit ihr würden lediglich Virus-Partikel in den Körper eingebracht. Das heißt: „Von einer normalen Grippe-Impfung kann man keine Grippe bekommen“, stellt der Fachmann klar.

Möglich sei jedoch, dass man unbemerkt schon zuvor einen grippalen Infekt mit sich herumgetragen habe. Dann könne es vorkommen, dass das Immunsystem nach der Impfung „überfordert“ sei und der grippale Infekt zuschlage. „Das, was man dann bekommt, ist aber keine Grippe.“

Und wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Impfung?

Dickmeis empfiehlt Ende August respektive Anfang September die Impfung. Auch Anfang Oktober sei noch sinnvoll – eben, bevor sich das Krankheitsbild großflächig ausbreite.

Die Frage nach der Variante stellt sich übrigens nicht mehr. Bereits Ende 2017 wurde eine neue Impf-Empfehlung herausgegeben. Die Experten rückten von ihrer bisherigen Haltung ab und rieten zu einem Grippeimpfstoff, der nicht nur vor den Influenza-A-Viren und einem Influenza-B-Virusstamm (dreifach Impfstoff), sondern zusätzlich vor einem weiteren Influenza-B-Virusstamm schützt (vierfach Impfstoff). Ein Wirkstoff, der seit der Saison 2013/14 nur für Privatpatienten und Beamte erhältlich war.

Kassenpatienten haben zur aktuellen Grippesaison ebenfalls den Anspruch auf eine Impfung mit einem modernen Vierfach-Impfstoff. Übrigens: Debattiert² wird, nach positiven Erfahrungen im europäischen Ausland derzeit auch die Frage, ob, neben Ärzten, künftig auch Apotheker Grippeimpfungen durchführen dürfen. Aus gutem Grund: „Grundsätzlich lässt die Impfbereitschaft in Deutschland nach – und zwar in allen Bereichen“, sagt Dickmeis.

Er begrüßt diese Überlegung, dies nach einer Zusatzausbildung für klar definierte „gesunde Nicht-Risiko-Patienten“ zuzulassen. Denn die verwendeten Impfstoffe seien mittlerweile „sehr sicher“. Zudem sei es ein weiterer Schritt, durch einen niederschwelligeren Zugang die Impfbereitschaft und damit die Impfquote innerhalb der Bevölkerung zu erhöhen.Und wie schütze ich mich als Ungeimpfter vor einer Grippe?

„Hierbei handelt es sich um die klassische Tröpfchen-Infektion, zum Beispiel durch anhusten oder anniesen. Häufiger sei jedoch die Schmier-Infektion. Viren werden von den Händen an Türklinken, Einkaufswagen und vieles mehr abgegeben, an den nächsten weitergegeben, der dann mit der ungewaschenen Hand den Mund berührt“, erklärt der Apotheker.

Ergo: Ein ausreichend langes Händewaschen mit Seife ist das A und O.

Quellen: ¹www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2015/rki-influenza-impfung.html, ²www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/praxismanagement/article/965975/heisses-eisen-impfende-apotheker.html

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