Seinen Senf dazugeben

Heilpraktiker Bernhard Späth über Kapuzinerkresse

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Es liegen inzwischen Studien mit hoher Aussagekraft vor, dass Arzneimitteln mit Kapuzinerkresse und Meerrettich als pflanzliche Behandlungsmöglichkeit bei häufig wiederkehrenden unkomplizierten Harnwegsinfektionen herangezogen werden können (S3-Leitlinie Harnwegsinfekt 2017). Foto: ©depositphotos.com/@mcornelius

Kapuzinerkresse enthält Senfölverbindungen, die sich beim Verzehr durch einen scharfen Geschmack bemerkbar machen. Doch sie kann mehr, als „nur den Gaumen kitzeln“. Wie eine gemeinsame Studie¹ des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung und des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau annehmen lässt, wirkt Senföl aus Kapuzinerkresse antidiabetisch und aktiviert Enzyme des Entgiftungsstoffwechsels.

„Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass Senföl auch Schutzmechanismen gegen oxidativen Stress aktiviert“, so Erstautorin Guzmàn-Pérez. „Sicher ist es noch zu früh, um zu sagen, inwieweit der Verzehr von Kapuzinerkresse dazu beitragen kann, den Zuckerstoffwechsel von Menschen mit Typ-2-Diabetes zu verbessern oder der Erkrankung vorzubeugen“, so Studienleiter und Diabetologe Andreas Pfeiffer.

„Dennoch tragen die Ergebnisse schon heute dazu bei, die molekularen Mechanismen besser zu verstehen, die den potenziell antidiabetogenen Effekten von Senfölen zugrunde liegen“, sagt Christiane Bumke-Vogt, die federführend an der Studie beteiligt war. Was heute zu weiteren Forschungen motiviert, hat uralte Wurzeln. „Als Schmerz- und Wundheilmittel wurde Kapuzinerkresse bereits von den Inka genutzt“, weiß Bernhard Späth, Heilpraktiker aus Lohr am Main. Die Blüten haben am hinteren Ende einen Sporn, der an die Kapuzen der Mönche erinnere, daher der Name Kapuzinerkresse.

Die Pflanze wächst bis zu 60 Zentimeter hoch, ist einjährig und kommt auch mit schattigen Standorten klar. Auffallend und einzigartig unter den heimischen Pflanzen sind die runden Blätter. Die Blüten leuchten orangefarben, gelb und rot. Zum Einsatz komme die Kapuzinerkresse mittlerweile auf zahlreichen Gebieten. Dem Fachmann zufolge aus gutem Grund: Sie enthalte eine ganze Reihe von Mineralien, wie Eisen, Magnesium und Kalium, und Vitamine, insbesondere Vitamin C.

„Der Hauptwirkstoff aber ist Senföl, das die Vermehrung und Ausbreitung von Bakterien, Viren und Pilzen verhindert. Das ist auch der Grund, weshalb die Kapuzinerkresse als ‚pflanzliches Antibiotikum‘ gesehen wird.“ Vielfach dokumentiert sei die Wirksamkeit dieser Kresseart bei Infektionen der oberen Atemwege, etwa bei Beschwerden wie Hals- und Rachenentzündungen, Husten und Bronchitis, aber auch bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) und Harnwegsinfekten, zum Beispiel bei akuter Blasenentzündung.

Durch den hohen Vitamin-C-Gehalt stärke diese Arzneipflanze darüber hinaus die Abwehrkräfte. Ferner habe sie eine blutreinigende und durchblutungsfördernde Wirkung. Zu guter Letzt könnten die Inhaltsstoffe bei Gelenkschmerzen, Arthrose und Rheuma helfen.

„Die beste therapeutische Wirkung erzielt, wer die Blätter und Blüten täglich frisch verwendet, zum Beispiel klein geschnitten im Salat, auf dem Butterbrot, im Kräuterquark oder auch pur“, so Bernhard Späth. Man könne Kapuzinerkresse von Juni bis August als Küchengewürz verwenden. In zu großen Mengen verzehrt, könne die Kresse allerdings zu Reizungen der Magen- und Darmschleimhaut führen.

„Bestehen bereits Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre oder Nierenerkrankungen, ist vom Genuss von Senfölverbindungen abzuraten. Auch Kinder unter vier Jahren sollten auf Kapuzinerkresse und Co verzichten.“

¹Das Wissenschaftlerteam publizierte seine Ergebnisse in der open access-Fachzeitschrift PLOS ONE (Guzmàn-Pérez et al. 2016, DOI:10.1371/journal.pone.0162397)

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