Schistosomiasis am Viktoriasee

Würzburg hilft Mwanza: Else Kröner Center will 2021 durchstarten

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Durch das omnipräsente Thema „Corona“ traten vielerorts Probleme und Projekte in den Hintergrund, die eigentlich sehr dringlich sind, wie die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in den Ländern des Globalen Südens. „Auch bei uns ist wegen der Pandemie leider nicht so viel passiert, wie 2020 hätte passieren sollen“, sagt Professor Matthias Frosch vom Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies Würzburg – Mwanza/Tansania.

Doch es gelang, erste Doktoranden auszuwählen, die vom Center gefördert werden. Ein Doktorand, der 2021 nach Würzburg zum Forschen kommen soll, beschäftigt sich laut Projektleiter Matthias Frosch mit multiresistenten Erregern. „Antibiotikaresistenzen spielen in Ländern wie Tansania eine noch wichtigere Rolle als bei uns“, so der Professor für Mikrobiologie der Uni Würzburg. In der Doktorarbeit soll die Bedeutung multiresistenter Erreger in der Darmflora von Kindern untersucht werden.

Das Center selbst ist ein hoffnungsvolles Unternehmen für rund 30 Millionen Menschen, die entlang des Viktoriasees leben. Mit rund 69.000 Quadratkilometern ist er der größte See Afrikas sowie der zweitgrößte Süßwassersee der Welt. Über 70 Prozent der Menschen leiden hier an Schistosomiasis. Diese durch Süßwasserkontakt übertragene Wurminfektion führt zu Schäden an Darm, Leber und Milz. Nicht wenige Patienten sterben. „Wir möchten die Prävalenz und Krankheitslast durch Schistosomiasis auf der Insel Ukerewe im Viktoriasee reduzieren“, berichtet Mediziner Dr. Andreas Müller, Oberarzt in der Fachabteilung für Tropenmedizin der Würzburger Missioklinik.

Gesundheitseinrichtungen in Schwellen- und Entwicklungsländern könnten in aller Regel nicht jene Diagnostik und Therapie bieten, die wir hierzulande kennen. Die Einrichtungen auf Ukerewe durch Training in Diagnostik und Therapie zu stärken, habe für Dr. Müller deshalb Priorität. Ein groß angelegtes Arbeitspaket sieht außerdem die Schulung von Hilfskräften in der Medikamentenverteilung vor. Geplant sind überdies Behandlungskampagnen: „Verbunden mit der Möglichkeit, sich vorher mittels Schnelltest auf die Erkrankung untersuchen zu lassen.“ Im Bugando Medical Center in Mwanza solle zudem ein schnelles Überweisungssystem für Schwerkranke etabliert werden.

Immer wieder nimmt Dr. Müller Verbindung mit den Projektpartnern in Afrika auf, um die Maßnahmen abzustimmen. Projektkoordinator in Tansania ist der Public-Health-Experte Humphrey Mazigo von der Catholic University of Health and Allied Sciences. Außerdem wird das Maßnahmenpaket mit lokalen und nationalen Gesundheitsbehörden sowie mit Gesundheitseinrichtungen auf Ukerewe koordiniert. Für Untersuchungen zur Prävalenz und Morbidität etwa wurde ein Ethikvotum eingeholt. Wenn die Pandemie den Plänen nicht wieder in die Quere kommt, werden 2021 Mediziner aus Mwanza nach Würzburg reisen. „Sie sollen zum Beispiel erfahren, wie man bei uns eine Darmspiegelung macht“, berichtet Professor Frosch. Auch existieren Pläne, dass Medizinerinnen und Mediziner aus Würzburg nach Mwanza fliegen, um ihre Kollegen vor Ort auszubilden: „Oft ist das Equipment da, etwa durch Spenden, doch doch es fehlen Schulungen zu den Geräten“, so der Dekan der Uni.

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