Quitt mit der Quitte?

Der Quitte werden seit Jahrhunderten heilende Kräfte zugesprochen

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„Carpaccio von der Quitte mit Ziegenkäse“ … mhmm lecker! Vom Quittensaft über Quittengelee bis hin zum Quittenbrot – alles richtig gut! Die Quitte soll aber auch als Hausmittel gegen verschiedenste Krankheiten verwendet worden sein. Das bestätigt Tobias Niedenthal von der Würzburger Forschergruppe Klostermedizin. „Die Quittenäpfel sind dem Magen wohlbekömmlich, gebraten werden sie milder, denen dienlich, die an Magen, Dysenterie (Darmentzündung), Blutspeien und Cholera leiden, vorzüglich aber roh.“ So steht es in der Arzneimittellehre des antiken Arztes Dioskurides. Wobei die Medizin die Quitte noch sehr viel länger auf dem Zettel hatte. Schon die Hippokratiker vor fast 2.500 Jahren setzten sie ein. „Aus den frisch zerstoßenen Früchten und Wasser wurde ein Trank bereitet, der bei Durchfall während hitziger Fieber gereicht wurde“, so Niedenthal. Plinius der Ältere, der sich vor allem durch die Naturalis historia, ein enzyklopädisches Werk zur Naturkunde, einen Namen machte, soll die Quitte im 1. Jahrhundert gegen 21 Leiden eingesetzt haben. In einigen pharmazeutischen Abschnitten seiner Bücher empfahl er Quitten als Hilfskraft begleitend zu anderen Mitteln: „Er zieht auch die Früchte und deren Geruch heran, um andere Pflanzen zu beschreiben, was darauf hindeutet, dass Quitten geläufige Früchte waren.“

Der persische Arzt Ibn Sina, besser bekannt als Avicenna, erwähnt die Früchte ebenfalls. Im „Liber aggregatus in medicinis simplicibus“ aus dem 11. Jahrhundert heißt es von den Quittenkernen: „… und der Schleim ihrer Kerne erweicht zusammen mit Zucker die Luftröhre und befeuchtet ihre Trockenheit.“ Ein Loblied auf die Quitte singt zu Beginn der Neuzeit der Mediziner Leonhart Fuchs. 1543 schrieb er: „Kütten seind dem magen dienstlich. Die rowen Kütten seind gut zu dem bauchfluß/denen so die roten rhur haben/und blut speien.“ Die Universalgelehrte Hildegard von Bingen empfahl „Gichtbrüchigen“, Quitte häufig zu essen. Heute allerdings wird zur Vorsicht beim Quittenverzehr geraten. „Grundsätzliches Problem sind die Vorstufen von Blausäure, die sich insbesondere in den Samen finden“, so Niedenthal. Wobei die Samen auf Basis von Angaben im Deutschen Arzneibuch noch bis in die 1960er-Jahre hinein als Hilfsmittel zur Herstellung von Suspensionen und Cremes verwendet wurden. Laut „Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe”, 1875 erstmals erschienen, wurden Quittensamen in Indien gegen Halsentzündung, Fieber und Ruhr eingesetzt. In dem Nachschlagwerk heißt es allerdings auch, dass die Anwendung nicht näher untersucht sei. Auch auf die Früchte der Quitte gehen die Autoren des „Hager“ ein. Wörtlich heißt es: „Die frischen Quittenfrüchte in Form des Kompottes für Hals-, Magen- und Lungenkranke. Die Abkochung der frischen oder getrockneten Früchte gegen Durchfall und Blutspeien, außerdem gegen Fluor albus (weißlicher Ausfluss) und mangelnde Menstruation. In Indien werden die Früchte bei Herzschwäche und Atemwegserkrankungen verwendet. Nähere Untersuchungen zu den angegebenen Anwendungsgebieten liegen nicht vor.” Im Großen Lehrbuch von Gerhard Madaus von 1938 findet sich die Quitte nicht mehr.

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