Plastik to go

Plastik muss gehen ... über Chemikalien mit hormonartiger Wirkung

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In etlichen Lebensmitteln, Plastikprodukten und Kosmetika kommen Chemikalien vor, die hormonartige Wirkung haben. Diese Chemikalien, die das Hormon- und endokrine System beeinflussen können, werden laut Dr. Martin Fassnacht, Leiter des Würzburger Lehrstuhls Endokrinologie und Diabetologie, in der Fachsprache auch als „Endokrine Disruptoren“ bezeichnet. „Diese sind ein sehr wichtiges Thema, dem wir uns inzwischen auch wissenschaftlich etwas nähern“, so der Professor am Universitätsklinikum Würzburg. Die aktuellen Forschungsprojekte werden von seinem Oberarzt Dr. Ulrich Dischinger geleitet. Nach dessen Informationen haben hormonaktive Substanzen, auf welche Weise auch immer, das Potenzial, ins menschliche endokrine System einzugreifen. „Es ist davon auszugehen, dass es eine große Zahl solcher Substanzen gibt“, unterstreicht der Wissenschaftler. Dr. Dischinger erinnert daran, dass der Begriff „Endokrine Disruptoren“ vor einigen Jahren durch die Diskussionen um das Bisphenol A, einem Bestandteil von Plastik, medial sehr präsent war. Endokrine Disruptoren seien dem Würzburger Experten zufolge in vielen Gegenständen des täglichen Bedarfs zu finden: „Etwa in Plastikflaschen, Einwegartikeln aus Plastik, Plastikspielzeug oder Kosmetika.“ Es sei aber auch davon auszugehen, dass der Mensch diese Substanzen über Mikroplastik aus den Ozeanen aufnimmt. Ab welcher Menge endokrine Disruptoren gesundheitsgefährdend sind, sei schwer zu beantworten: „Wenn überhaupt, gibt es solche Untersuchungen häufig nur in der Zellkultur.“ Dabei blieben möglich kumulative Effekte verschiedener endokriner Disruptoren unbeachtet. „Das hierfür nötige Wissen fehlt uns vielfach noch“, so Dr. Dischinger. Wichtige Fragen wären auch, ob es Effekte auf den Fetus gibt, oder wann endokrine Disruptoren in die Muttermilch übergehen: „Vorhandene Daten aus Tierversuchen sind nicht ausreichend gut auf den Menschen übertragbar.“ Man sollte jedoch von einer potenziellen Gefährdung ausgehen. Veränderungen des Hormonsystems äußern sich laut Dischinger vielfältig: „Der Blutdruck, der weibliche Zyklus, das Geschlecht des Ungeborenen, die Fortpflanzungsfähigkeit und vieles mehr können beeinflusst werden.“ Weil dem so ist, müssten endokrine Disruptoren reduziert werden: „Dies gelingt aber nur durch globale Anstrengungen.“ Plastik, das in China in Umlauf gebracht wird, werde früher oder später auch in Deutschland landen und unsere Gesundheit beeinträchtigen.

 

Im Schnitt verspeisen wir 5 Gramm Plastik pro Woche, in etwa also eine Kreditkarte. Etliche Einwegplastikprodukte sind daher seit dem 3. Juli 2021 in der EU verboten. Neben der hormonaktiven Wirkung, bringen Plastikprodukte zudem massive Umweltbelastungen mit sich, sowohl mit Blick auf die Belastung der Meere als auch auf die CO2-Emissionen in der Herstellung dieser Produkte.

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