Osteoblasten bauen, Osteoklasten klauen

Apotheker Dr. Helmut Strohmeier über Calcium und seine Lieferanten

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„Alkohol, Kochsalz, Koffein sowie Zucker erhöhen die Calciumausscheidung über die Nieren, ebenso phosphorhaltige Lebensmittel wie Wurstwaren oder Cola. Fettreiche Speisen behindern die Calciumaufnahme, proteinlastige Ernährung fördert diese“, so Dr. Helmut Strohmeier über den nicht ganz einfachen Calciumeinbau im Körper. Foto: Katrin Heyer Photographie

Zellen, die für die Bildung von Knochengewebe beim Knochenumbau im Körper zuständig sind, heißen Osteoblasten. Ihre Gegenspieler, die Knochengewebe resorbieren, Osteoklasten: „Osteoblasten bauen, Osteoklasten klauen.

Beide Regulationsmechanismen sind abhängig vom Parathormon, das in der Nebenschilddrüse gebildet wird,“ erklärt Dr. Helmut Strohmeier das Auf und Ab des Knochenumbaus im Körper.

Knochen seien kein statisches Gewebe. Das zeige sich beim Wachsen, in der Rekonvaleszenz-Phase nach einem Knochenbruch oder in den Wechseljahren. Damit die Osteoklasten nicht „Raubbau“ am Knochengewebe betreiben können, sei das Mineral Calcium von entscheidender Bedeutung, so Strohmeier.

Calcium ist das im Organismus in der größten Menge vorkommende Mengenelement. Mehr als 99 Prozent des Calciumbestandes (etwa 1000 bis 1400 Gramm) stecken in Knochen und Zähnen. Calcium werde aber beispielsweise auch bei Stoffwechselvorgängen benötigt.

Ohne Calcium sei die Reizweiterleitung durch Nerven und die Beantwortung von Reizen durch Organe nicht möglich, so Dr. Strohmeier. Zudem sei ein stabiler Calciumspiegel für die normale Blutgerinnung, in der Schwangerschaft, in den Wechseljahren, bei Osteoporose oder bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Allergien von Vorteil.

Calcium wird vom Körper nicht selber produziert, will heißen, es muss durch die Nahrung aufgenommen werden. Rund ein Gramm am Tag brauchen „erwachsene“ Knochen, um einen reibungslosen Ablauf des „Apparates“ gewährleisten zu können.

Milch und Milchprodukte sind calciumreich. Hier gelte, so der Ernährungsexperte, dass tierische Quellen meist besser resorbierbar seien. In Abhängigkeit von der Verarbeitung würden sich unterschiedliche Calciumgehalte ergeben, so sei Hartkäse mit niedrigem Fettgehalt beispielsweise calciumreicher als fettreicher Weichkäse.

„Auch Gemüse weist sehr unterschiedliche Calciumgehalte auf. Gemüsesorten wie Broccoli, Grünkohl und Spinat enthalten relativ viel Calcium. Viele Mineralwässer, das ‚harte‘ Würzburger Leitungswasser ebenso.

Dagegen sind Obst, Fleisch, Geflügel und die meisten Fischarten calciumarm“, so der Apotheker. Zuviel des „Guten“, sprich eine Überdosierung vom Calcium, könne Übelkeit, Erbrechen, Schwindel bis hin zum Koma verursachen.

Kritisch müsse auch ein übermäßiger Genuss von Cola, das Phosphorsäure enthält, gesehen werden. Phosphorsäure, in zu großen Mengen konsumiert, führe etwa zum Abbau des Zahnschmelzes.

Osteoporose-Patienten sollten auch auf phosphorhaltige Lebensmittel verzichten. Und Bewegung, die ist wie sooft, auch hier, das A und O: „Mit jedem Auftreten kommt Druck auf den Knochen, der bewirkt, dass die Osteoblasten angeregt werden und Calcium in die Knochen einbauen,“ schließt Dr. Strohmeier mit einem Plädoyer für möglichst 10.000 Schritte am Tag.

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