Nur eine schwache Blase?

Dr. Alexander Krebs, Facharzt für Urologie, über Blasenleiden

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Gerade im Alter ist der ständige Gang zur Toilette nichts Seltenes – „eine schwache Blase“ denken die meisten Senior:innen. Das ist „nicht so tragisch“. Doch ist dem wirklich so? „Eine reine Drang-Symptomatik macht zwar einen Leidensdruck, ist aber per se nichts Schlimmes,“ sagt Dr. Alexander Krebs, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt. Sie könne vielfältige Ursachen haben. Dem Facharzt für Urologie zufolge kämen unter anderem eine Infektion, hormonbedingte Änderungen des Scheidenmilieus, eine altersbedingt vergrößerte Prostata, aber auch eine Herzinsuffizienz oder psychische Faktoren wie Stress infrage. Anzeichen wie Blut im Urin seien allerdings ernst zu nehmen und müssten abgeklärt ­werden – selbst bei einmaligem Auftreten und ganz gleich in welchem Alter.

„Dahinter könnten ernsthafte Erkrankungen stecken.“ Überhaupt gebe es in seinem Fachgebiet feine Unterscheidungen. „Ein Harnwegsinfekt verursacht Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen. Man verspürt einen häufigen Toiletten-Drang und es finden sich Bakterien im Urin. Anders bei der Reizblase. Hier handelt es sich um die gleichen Symptome – allerdings ohne Entzündungsparameter im Urin. Bei einer Inkontinenz verlieren die Patient:innen unwillkürlich Urin.“ Der Mediziner unterscheidet verschiedene Varianten, unter anderem die Belastungs- oder die Drang- Inkontinenz – auch Mischformen seien möglich. Was aber deutet nun tatsächlich auf Blasensteine oder gar Blasenkrebs hin? Blut im Urin ohne Schmerzen sei ein Indiz für einen Tumor in der Blase, so Dr. Krebs. Blasensteine wiederum würden sich durch unspezifische Symp­tome bemerkbar machen. Patient:innen verspüren ein Druckgefühl in der Blasengegend. Auch etwas Blut könne dabei sein oder auch eine Entzündung. Der Arzt begibt sich also mittels seiner diagnostischen Möglichkeiten auf die Suche. Abzuklären seien unter anderem die Nieren via Ultraschall, zusätzlich mittels Computertomographie (CT) Nieren und Harnleiter sowie die Blase im Rahmen einer Blasenspiegelung. Standardmäßig gehöre auch ein Urin-Status dazu, um Entzündungen aufzuspüren.

Liegt am Ende eine harmlose Erkrankung, etwa eine akute Blasenentzündung, vor, gestaltet sich das Handlungsspektrum relativ einfach. „Ich kann viel trinken und mit pflanzlichen Präparaten oder Antibiotika behandeln. Auch Schmerzmittel sind legitim“, erklärt der Mediziner. Setze man nur auf vermehrtes Trinken dauere die Heilung jedoch ein wenig länger. Bei immer wiederkehrendem Auftreten müsse genauer hingesehen werden. Eventuell könnte die Schleimhaut in der Blase geschädigt sein. In den Griff zu bekommen sei das mit einer niedrig dosierten Antibiose über gut drei Monate. Auch eine einmalige Antibiose nach dem Geschlechtsverkehr könne – wenn dieser ursächlich sei – die Lage entspannen. „Infrage kommt auch eine Impfung. Diese dient der Vorbeugung und Behandlung wiederkehrender bakterieller Harnwegsinfekte.“ Zu Hausmitteln wie Cranberry-Saft gebe es keine guten Langzeitdaten. In der offiziellen Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten wird aber bereits der natürliche Zucker Mannose erwähnt.

Milchsäurebakterien seien ebenfalls empfehlenswert. Stünden die Infekte in Zusammenhang mit den Wechseljahren böten sich Östrogen-Zäpfchen an. Doch gibt es etwas, um selbst die Blase zu stärken? Generell rät Dr. Krebs dazu, viel zu trinken und nicht kalt zu sitzen. Auch Blasentraining hält er für sinnvoll – insbesondere bei einer Reizblase.

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