„Nur ein Parkinsö(h)nchen“

Entertainer Frank Elstner und Neurologe Prof. Jens Volkmann über eine bis dato unheilbare Krankheit: Morbus Parkinson

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Die Show zum 40-jährigen Jubiläum von „Wetten, dass..?“ sahen am 6. November 2021 rund 13,8 Millionen Fernsehzuschauer:innen¹. Aufgrund des gigantischen Zuschauer:innenzuspruchs vor allem auch in der Altersgruppe 14 bis 49 (50 Prozent Marktanteil), hat das ZDF entschieden, „Wetten, dass..?“ kommt wieder, wenn auch nur sporadisch. Der Erfinder des erfolgreichsten TV-Formats im europäischen Raum heißt Frank Elstner. Einen Namen machte sich der einstige Rundfunkjournalist vor allem als Moderator von Sendungen wie „Spiel ohne Grenzen“, „Die Montagsmaler“ oder „Verstehen Sie Spaß?“ Obwohl der heute 80-Jährige Erfolge wie sonst nur wenige in diesem Geschäft feiern konnte, nahm er sich als Interviewer immer zurück.

Er betrieb Understatement und machte der Bezeichnung „Moderator“ alle Ehre. Vermittler, Anwalt von Zuschauer-, Höhrer- und Leser:innen sein, indem er seinen Interviewpartner:innen stellvertretend für alle Interessierten Fragen stellte, das war immer seine oberste Prämisse. Und auch, wenn er vor jedem Auftritt vor Millionenpublikum vor Aufregung zitterte, mit dem Tremor seiner Parkinson-Erkrankung geht der Entertainer heute unaufgeregt um. Das zeigt auch der Titel seines neuesten Buches „Dann zitter ich halt“, welches er Ende 2021 zusammen mit seinem Arzt, dem Klinikdirektor der Neurologie am Uniklinikum Würzburg, Prof. Jens Volkmann, in Würzburg vorstellte. Nach seiner Diagnose 2016 betrieb der Journalist eingehende Recherchen zu Morbus Parkinson, einer neurogenerativen Erkrankung vornehmlich des Gehirns, und stieß dabei auf Jens Volkmann, einem der renommiertesten Fachleute in Sachen Parkinson.

Rund 350.000 Menschen in Deutschland sind von der unheilbaren Krankheit betroffen. „Krankheitssymptome sind meist deutliche Bewegungs-Verlangsamung (Bradykinse), Muskelsteifheit (Rigor) und Zittern (Tremor)“, so der Neurologe. Von Patient:innen eher subjektive empfundene Symptome könnten noch hinzukommen, etwa Schlafstörungen, Ängste, Depressionen, Schmerzen und Missempfin- dungen in unterschiedlicher Ausprägung, so Volkmann. Jeder „Parkinson“ ist anders, will heißen, jede:r Patient:in hat eine individuell verschiedene Ausprägung der Krankheit. „Bei mir ist es ein Parkinsö(h)nchen“, sagt Elstner und entschuldigt sich gleichzeitig bei allen Parkinson-Patient:innen, denen es schlechter gehe als ihm für seine Flappsigkeit in Bezug auf die Schwere der Erkrankung. In seinen Recherchen stieß er immer wie- der auf den Satz: „An Parkinson müssen Sie nicht sterben!“ Das habe ihm Mut gemacht. „Und ich habe am eigenen Leib erfahren, dass man die Krankheit zwar nicht heilen, aber verlangsamen kann“, so der gebürtige Linzer.

„Neben der richtigen medikamentösen Einstellung können Betroffene etwa durch Bewegung und richtige Ernährung dazu beitragen, den Verlauf zu bremsen“, betont Prof. Volkmann. Parkinson sei eine Krankheit bei der Patient:innen viel mitarbeiten müssen, um die Symptomatik zu lindern. Aber aktuelle Forschungsergebnisse machen Hoffnung, vielleicht sogar auf Heilung von Parkinson in nicht allzu ferner Zukunft, so der 55-Jährige Mediziner. Wie für jede Forschung benötigt man auch hierfür Geld. Deswegen gründeten Frank Elstner und Jens Volkmann 2019 die Parkinson Stiftung. Denn es braucht Forschung, Expertise und die nötige Ausstattung, sodass viele schlaue Köpfe Parkinson weiter entschlüsseln können. Und wenn diese Wette gelingt, wäre das die wohl größte Auszeichnung Frank Elstners für sein Lebenswerk, jenseits des Bambis, den er 2019 bekam …

Quelle:
¹de.statista.com/statistik/daten/studie/1274755/umfrage/tv-zuschauer-und-zuschauermarktanteil-der-jubilaeumsshow-von-wetten-dass/

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