Natürlicher Schutzmantel

Kiefernholz im Krankenhaus – Baubiologe Karl-Heinz Ursprung erklärt die Wirksamkeit gegen Keime

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„Soll Holz in hygienisch sensiblen Bereichen zum Einsatz kommen, wird es maximal mit Naturölen behandelt, um die antibakterielle Wirkung zu erhalten“, sagt Karl-Heinz
Ursprung. „Der Mensch hat sich mit der Natur entwickelt. Darauf ist unser Organismus eingestellt. Probleme bekommen wir eher bei den Kunststoffen“. Foto: Karl-Heinz Ursprung ©Nicole Oppelt

Holz, das Naturprodukt, das jeder gerne um sich hat, wird oft mit schlechten Reinigungseigenschaften assoziiert. In Einrichtungen, bei denen es extrem auf Hygiene ankommt, wie etwa in einem Krankenhaus, scheint es wenig verloren zu haben. Baubiologe Karl-Heinz Ursprung aus Waldbüttelbrunn sieht das anders und verweist gleich auf mehrere Studien. „Kiefernholz reduziert Keime durch in ihm enthaltene Stoffe und poröse wie atmungsaktive Eigenschaften des Materials.

Das hätten der Lebensmittelbiologe Dr. Dean Cliver und seine Kollegin Nese O. Ak vom Food Safety Laboratory der University of Wisconsin¹ schon 1994 bewiesen. Sie trugen Salmonellen-Bakterien auf verschiedene Holz- und Plastik-Schneidebretter auf. Zu ihrer Überraschung waren diese auf der Oberfläche der Holzbretter nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar. Bei den Plastikausführungen war das Gegenteil der Fall. Das Fazit: Holz müsse also Bakterien eliminieren können. Wie? „Die poröse Struktur von Holz ist hier von Vorteil.

Durch seine hygroskopischen Eigenschaften, Feuchtigkeit aus der Umwelt zu binden, und seine natürlichen Inhaltsstoffe wie Polyphenole zieht es Wasser an und schließt es ein“, weiß Ursprung. Den Bakterien werde damit die Existenzgrundlage entzogen. Aufgrund der antibakteriell wirkenden Stoffe überleben sie auch nicht im Inneren des Holzes. Auch die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig² habe die Wechselwirkung diverser heimischer Holzarten und Bakterien untersucht. Auch hier kommen die Forscher zu dem Schluss: „Kiefernholz hat antibakterielle Eigenschaften“, so der Baubiologe, der außerdem auf die Überprüfung dieser Ergebnisse durch das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik³ hinweist.

„Schon 2004 wurde hier von einem perspektivischen Einsatz von Kiefernholz im Sanitär- und medizinischen Bereich gesprochen und dieses vom Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Uni-Klinik Freiburg4 bestärkt.“ So zitiert auch das Fachmagazin für Architekten, Planer und Bauingenieure, den Direktor des Instituts Prof. Dr. Franz Daschner: „Aus hygienischer Sicht steht einem Einsatz von Holz im Krankenhaus nichts im Weg. Mit der Begründung, Holz sei unhygienisch, wurde es bisher in Krankenhäusern weitgehend durch glatte Kunststoffoberflächen ersetzt. Die Krankenhausatmosphäre ist dadurch sehr unpersönlich geworden.“

Der Mediziner habe absolut Recht, so Ursprung. „Das Anschauen von Holz wirkt auf die Seele und wir fühlen uns einfach wohler und die Haptik ist auch angenehmer als etwa Kunststoff.“

Quellen: ¹www.researchgate.net/publication/233627014_Cutting_Boards_of_Plastic_and_Wood_Contaminated_Experimentally_with_Bacteria, ²www.idw-online.de/de/news36650, ³www.wilms.com/Hygiene/forschungen/DIL_AntWir.pdf, 4www.bba-online.de/fachthemen/gebaeudehuelle/
holz-als-effektiver-bakterienkiller-in-wissenschaftlicher-studie-bestaetigt/

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