Wer gesund bleiben will, sollte sich bewegen. Doch was helfen gute Ratschläge, wenn ein Kerlchen namens innerer Schweinehund die Wohnzimmercouch allzu gemütlich findet? Professor Harald Lange, Sportwissenschaftler an der Universität Würzburg mit Schwerpunkt Bewegungserziehung, kennt ein Gegenmittel für Klein und Groß: Bewegungsspiele.
Was aber kennzeichnet ein gutes Spielgerät? Weil der heute 51-jährige Sportpädagoge dies herausfinden wollte, gründete er im Jahr 2015 ein Spielelabor und nimmt seither ehrenamtlich Bewegtspiele unter die wissenschaftliche Lupe.
Ein Netzwerk aus rund 30 Familien, Schulen und Kindergärten testet inzwischen pro Jahr um die 50 Spiele. Bestehen sie in den Augen der Prüfer, winkt das von Lange entwickelte Qualitätssiegel „Bewegte Innovation“.
„Wir wollen herausfinden, ob und wie Geräte Bindungskraft auslösen“, sagt der Sportpädagoge. Es gehe um die Lust und Freude, sich ständig aufs Neue zu vertiefen. Ausdauer, Bewegung, Geschicklichkeit und, wenn möglich, auch noch Strategie: Kommen diese Kriterien zusammen, stünden die Chancen gut, dass ein Gerät zur „Challenge für die ganze Familie“ werde. Als Sportwissenschaftler schaut Lange zudem darauf, ob das Training deutliche und messbare physio- logische Erfolge nach sich zieht.
Jonglage etwa gehe immer – selbst ohne Jonglierbälle. „Nehmen Sie Tennisbälle, jonglieren Sie zusammen mit dem Partner, werfen Sie sich Tücher zu, entwickeln Sie Choreografien, jonglieren Sie mit allem, was in der Wohnung zur Verfügung steht“, sagt der Sportwissenschaftler. Trainieren lassen sich dabei Koordination, Beweglichkeit sowie Körperspannung. Zubehör braucht es für seine nächste Trainingsempfehlung – ein Minitrampolin. Als Lohn winkt ein Gefühl von Schwerelosigkeit. Solide, platzsparende Produkte gebe es bereits für um die 100 Euro. Und jenen, die meinen, Hoch- und Runterspringen lasse zwar rasch ins Schwitzen geraten, werde aber bald langweilig, rät der Sportpädagoge zu Internetrecherche: Hier finde man Anleitungen und Trainingsvideos zu Koordi- nationsaufgaben und Workouts.
Gut selbst bauen lassen sich laut dem Sportpädagogen sogenannte Balanceboards fürs „Spiel mit dem eigenen Ungleichgewicht“. Auch im Handel gibt es die Sportgeräte in jeder Menge Varianten – vom runden Wackelbrett mit kleinerer Halbkugel darunter bis zum gewölbten Holzbrett namens „Wobbel“. Mit dem Spielen gar nicht mehr aufhören wollten Vater Harald Lange und Tochter Lilli vor Kurzem wohl, als sie das Outdoorspiel Tualoop ausprobierten. Es stehe für Sportlichkeit und Eleganz, verspricht der Hersteller TicToys. Es besteht aus zwei Handstäben, die gleichmäßig auseinandergezogen werden. Dadurch wird ein Ring in Bewegung gebracht, der dann – je nach Wurftechnik – ähnlich einer Frisbeescheibe schweben, wie ein Ball rollen oder auch springen kann. Spielvarianten erdenken kann man sich auch hier jede Menge, angefangen beim Zielwerfen bis hin zum Tualoop-Golf.