Mit der Sonne leben

Baubiologe Karl-Heinz Ursprung über Licht in Haus und Wohnung

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„Sonnenstrahlung kann lebensverlängernd wirken“, „Lichtmangel macht krank“ oder „Zeit in der Sonne hält auch geistig fit“ – der Bedeutung des Lichts für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden widmen sich unzählige Studien und Fachartikel. Jetzt, zu Beginn der Herbst- und Wintermonate, tritt der immense Einfluss des Lichts besonders zutage: „Jeder Zweite klagt in der kalten Jahreszeit über ein Stimmungstief“, heißt es zum Beispiel im Magazin National Geographic1. Grund hierfür sei, dass wir im Winter etwa acht Stunden weniger Licht pro Tag zur Verfügung hätten. Die Crux: Der Mensch benötigt eine gewisse Menge davon zur Vitamin-D-Bildung. Ein Mangel könne bei Erwachsenen zu Depressivität und Stimmungsschwankungen führen. Denn die Serotonin-Produktion („Glückshormon“) ist vom Tageslicht abhängig. „Herbeizaubern“ können wir die fehlenden Sonnenstrahlen zwar nicht, wohl aber das eigene Umfeld optimieren. Als Baubiologe hat Karl-Heinz Ursprung aus Waldbüttelbrunn dieses Thema immer im Blick. „Wir verbringen mittlerweile gut 80 Prozent unserer Zeit in Haus oder Wohnung. Das ist viel zu viel“, sagt der Fachmann. „Wer neu baut oder saniert, sollte daher nicht nur die Südseite durch große Fenster öffnen“, rät Karl-Heinz Ursprung. Auch die West- und Ostseite dürften nicht vernachlässigt werden, um über den gesamten Tag mit unterschiedlicher Sonnenlicht-Intensität versorgt zu werden – eben ganz so, wie es auch unserem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus entspräche. Sein Tipp: „Glas hat unterschiedliche UV-Durchlässigkeiten (Transmission). Das hängt von der Glasart, aber auch von der Wellenlänge der Strahlung ab. Ich persönlich würde einzelne Fenster mit besonders UV-durchlässigem Glas einplanen.“ Auch eine gezielte Farbgestaltung hält Ursprung für sinnvoll. Räume, die morgens und abends von Licht erfüllt seien, könnten in rötlichen respektive Orangetönen gehalten werden, denn zu dieser Zeit würden vor allem die langwelligen roten Wellenlängen der Sonne auf der Erde ankommen. Eine hohe Konzentration an blauem Licht wiederum sei in der Natur zur Mittagszeit am höchsten. „Natürlich benötigen wir auch künstliches Licht im Haus. Dabei sollten nicht nur Design und Helligkeit eine Rolle spielen. Unsere Lichtquellen sollten auch das Sonnenlicht so gut wie möglich imitieren“, sagt Karl-Heinz Ursprung. Zwar könnten bestimmte LEDs das Lichtspektrum der Sonne annähernd erzeugen, aber nicht alle. Er empfiehlt – ebenfalls an einigen Stellen in Haus oder Wohnung – Leuchtstoffröhren mit einer bestimmten Gasfüllung, „durch das versucht wird, das gesamte Tageslicht-Spektrum abzubilden“. Diese sogenannten Vollspektrum-Lampen sollten Ursprung zufolge aber nicht am Abend zum Einsatz kommen.

Quelle: 1www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2021/11/winterblues-hilft-licht-gegen-die-symptome

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