Macht Fleisches-Lust krank?

Fleisch, ja oder nein? Der Gesundheitsberater und eingefleischte Vegetarier Karl-Heinz Ursprung plädiert für ein maßvolles Abwägen

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Vegane oder vegetarische Fleischersatzprodukte boomen. Fast 40 Prozent mehr von diesen Produkten wurden laut Statistischem Bundesamt¹ innerhalb eines Jahres nachgefragt. „Von knapp 60,4 Tausend Tonnen 2019 stieg die Produktion auf gut 83,7 Tausend Tonnen 2020“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Mai 2021. Auf der anderen Seite sei der Konsum von Fleisch zum Kochen oder Braten in Deutschland langfristig betrachtet zurückgegangen. 1978 habe ein Haushalt durchschnittlich gut 6,7 Kilogramm Fleisch im Monat verbraucht – Wurstwaren, Räucher- und Trockenfleisch oder anderes konserviertes, verarbeitetes Fleisch noch gar nicht mit eingerechnet. 40 Jahre später seien es mit rund 2,3 Kilogramm nur noch rund ein Drittel der Menge gewesen. Der eingefleischte Vegetarier Karl-Heinz Ursprung aus Höchberg beobachtet diese Entwicklung mit Wohlwollen.

„Ich bin kein Fleisch-Fan“, sagt er im Gespräch mit dem Gesundheitsmagazin Lebenslinie. Und ist überzeugt: „Diese Menge, die in Deutschland an Fleisch gegessen wird, macht krank.“ Er verweist in diesem Zusammenhang auf Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese schrieben nach einer Ende Oktober 2015 veröffentlichten Erklärung² bestimmten Fleischsorten krebserregendes Potenzial zu. Die Verbraucherzentrale³ erklärte zwar, dass „kein Grund zur übermäßigen Sorge oder Panik“ bestehe, schloss sich aber dennoch den Empfehlungen zu wenig Fleischkonsum an. Maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche sollen es höchstens sein, möglichst unverarbeitetes und nicht zu hoch erhitzt! Auch Ursprung ist der Meinung, dass der Verzehr von etwa 200 Gramm Fleisch ein- bis zweimal pro Woche „für die meisten Menschen wohl kein Problem“ sei. Allerdings gehören für ihn auch Wurstwaren in diese Kalkulation mit hinein. Und der Gesundheitsberater weiß: „Für einige Menschen mit bestimmten Krankheiten wäre es besser, gar keine tierischen Produkte zu essen. Also auch keine Milchprodukte und Eier.“

Honig würde er vom gesundheitlichen Standpunkt gegenüber Süßstoff oder konzentrierten Fabrikzuckerarten, wozu auch Rohrohrzucker und Sirupe gehören, vorziehen. Ein wichtiges Kriterium für die eigene Gesundheit sei auch in besonderer Weise die Natürlichkeit der „Lebens“-Mittel. Hochverarbeitete Ersatzprodukte, wie aus Weizeneiweiß und weiteren Konzentraten hergestellte Fleischimitate, liefen einer gesunden Ernährung entgegen. Abwägung, das ist seiner Einsicht nach das A und O – nicht nur der Gesundheit zuliebe. Und wie ist die Stimmung in Deutschland? Laut dem Fleischatlas 2021⁴ des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Heinrich-Böll-Stiftung gaben im Rahmen einer Umfrage über 60 Prozent der Befragten zwischen 15 bis 29 Jahren an, regelmäßig Fleisch zu essen.

Etwa ein Viertel bezeichnen sich als Flexitarier, die wenig Fleisch essen. Rund zehn Prozent der Befragten leben vegetarisch, essen also hauptsächlich pflanzliche Kost und etwas mehr als zwei Prozent verzichten ganz auf tierische Produkte und leben vegan. 40 Prozent der Befragten in dieser Gruppe lehnen die aktuellen Produktions- und Arbeitsweisen in der Fleischindustrie ab. Etwa 80 Prozent verlangen von der Politik, für bessere Tierhaltung und klimafreundliche Ernährung einzutreten.

Quellen:
¹https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/05/PD21_N033_42.html,
²https://www.iarc.who.int/wp-content/uploads/2018/07/pr240_E.pdf, ³https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/who-verarbeitetes-fleisch-krebserregend-12300,
⁴Fleischatlas 2021 | Heinrich-Böll-Stiftung (boell.de)

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