Kläranlage des Körpers

1. Würzburger Lymphtag bei Orthoservice Haas – ein Résumé

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Foto: ©depositphotos.com@pixologic

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Das Leben verläuft selten gradlinig problemlos. Da ist eine Operation überstanden, dort sind Unfallfolgen mühsam verheilt. Innerhalb der Rehabilitationsmaßnahmen verordnet der Arzt in vielen Fällen Lymphdrainage. Lymphdrainage ist eine sanfte Entstauungstherapie. Durch leichte Griffe und behutsamen Druck wird der Fluss der Lymphe im Körper angeregt.

Doch was ist die Lymphe? Die alten Römer hatten für alles und jedes eine Gottheit. Zuständig für Frischwasser war seinerzeit „Lympha“ . Ihr Name findet sich heute im medizinischen Wortschatz wieder. „Lymphe“ heißt die wässrige hellgelbe Flüssigkeit, die durch die Lymphgefäße eines Wunderwerks fließt, den Körper.

Beim 1. Würzburger Lymphtag begrüßte Jürgen Czalla, Geschäftsführer der Haas GmbH, alle Teilnehmer und Referenten. Dr. Kathrin Jung, Mitglied des Ärztlichen Direktoriums der Földiklinik, einer Fachklinik für Lymphologie in Hinterzarten, eröffnete die Vortragsreihe mit einem Überblick über Diagnostik und Therapie von Lymphödemen (Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellenraum) und Lipödemen (Fettverteilungsstörung).

Transportsystem Lymphe

Anschließend referierte Prof. Dr. Constance Dauert, promovierte Physiotherapeutin und Fachlehrerin der Lymphakademie Deutschland, über Therapieschritte bei chronischen Wunden und Lymphödem. Das Lymphgefäßsystem verläuft in enger Nachbarschaft zum System der Blutgefäße.

Es hat jedoch keine Pumpe, wird lediglich von Körper-, Muskel- und Atembewegungen in Gang gehalten. Dabei spielt es eine lebenswichtige Rolle, denn es ist die „Kläranlage“ des Körpers. Neben dem Blutkreislauf, den das Herz antreibt, ist es das wichtigste Transportsystem im menschlichen Organismus.

Im besten Fall ist die Lymphe, das hellgelbe Körperwasser, gesund und sauber. Sie kann aber auch getrübt sein, verschmutzt durch Schlacken, Bakterien, Gifte, Abfälle oder Parasiten. Um Krankheiten vorzubeugen oder sie zu heilen, muss diesen Krankheitserregern ihre „verderbliche Macht“ genommen werden. Das bedeutet, sie müssen verarbeitet und aus dem Körper ausgeleitet werden.

Um das Immunsystem in Takt zu halten, ist die Lymphe gefragt, denn sie schickt diese „Störenfriede“ zu den Lymphknoten. Geschwollene Lymphknoten kennt jeder, der einmal Hals- oder Zahnweh hatte. Außer im zentralen Nervensystem finden sich diese fünf bis 20 Millimeter großen, oval bis bohnenförmig geformten Kapseln überall im Körper. Besonders viele sitzen im Hals, unter der Achsel und in der Leistengegend.

Lymphstau

In diesen wird die wässrige Flüssigkeit aus den Lymphgefäßen auf Krankheitserreger untersucht und gefiltert. Wenn der Abfluss der Lymphe verlangsamt und gestört wird, kann ein Lymphstau entstehen. Anzeichen dafür sind geschwollene Augen, verschleimte Atemwege oder schwere Beine.

Auch chronische Kopfschmerzen, Müdigkeit, gestörte Konzentration können auf einen Stau der Lymphflüssigkeit hinweisen. Durch Ansammeln dieser gebremsten Flüssigkeit bilden sich veränderte Körperformen.

Unter Umständen entsteht ein Lymphödem, eine fortschreitende Erkrankung des Unterhautfettgewebes. Dabei wird zwischen primärem Lymphödem, das meist genetische Ursachen hat, und sekundärem Lymphödem unterschieden. Letzteres tritt auf, wenn beispielsweise das gesunde Lymphgefäßsystem durch traumatische Ereignisse (Brüche, Quetschungen, Verrenkungen, etc.) oder Infektionen durch Pilze, Viren, Würmer oder Bakterien verletzt wird.

Die Krankheit Lymphödem gibt es schon, seit es Menschen gibt, wie Darstellungen aus altägyptischer Zeit oder auch die Kolossalstatue, genannt „Magna Mater“, aus dem Tempel von Tarxien auf Malta drastisch zeigen. Glücklicherweise wird ein Lymphödem heutzutage meist früh erkannt und kann gut behandelt werden.

Neben der manuellen Lymphdrainage ist Hautpflege besonders wichtig, da ein Austrocknen der Haut Infektionsgefahren in sich birgt. Außerdem ist regelmäßige Bewegung dringend notwendig. Zusätzlich halten Sanitätshäuser angepasstes Kompressionsmaterial bereit.

Was es mit der Kompressionsstrumpftherapie auf sich hat, klärte Dr. Katja Schönweiß, Medical Advisor Fachreferentin Lymphologie aus Emmerich am Rhein. Dabei gilt es, den richtigen Zeitpunkt für die Kompressionsstrumpfversorgung zu finden.

Die Zuhörer lernten Varianten der Versorgung kennen, auch den Unterschied zwischen Rundstrick/Flachstrick und bekamen Anleitung für die Pflege und Handhabung der Kompressionsstrümpfe. Sobald sie angezogen sind, über die Strümpfe Druck aus. Die Venen transportieren so das Blut wieder effektiver in Richtung Herzen.

Zudem sorgt das Tragen der Strümpfe am Tag dafür, dass weniger Flüssigkeit ins Gewebe absackt, sprich Knöchel und Beine weniger anschwellen. Ihre Wirkweise macht Kompressionsstrümpfe ein wenig unbequem, daher reicht es aus – wenn vom Arzt nicht anders verordnet- dass sie morgens nach dem Aufstehen angezogen, und abends vor dem Zubettgehen, Duschen und Eincremen wieder ausgezogen werden.

Stau erkannt, Stau gebannt… zum Abschluss des 1. Würzburger Lymphtages informierte Haas-Mitarbeiter, Diplom Pflegewirt FH, Frank Schulze, über das Haas-Beratungszentrum Lymphologie, über den Aufbau des dazugehörenden Netzwerks und seine Ziele.

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