1907 wurde in Bad Brückenau die Georgi-Quelle in einer Tiefe von 554 Metern erbohrt. Mittlerweile reicht ihr Ruf weit über die Grenzen des Landkreises Bad Kissingen hinaus. Die Georgi-Quelle ist als erstes Heilwasser in Bayern von den gesetzlichen Krankenkassen als verordnungsfähig anerkannt worden¹. Die Trinkkuren erfolgen im Rahmen einer individuell durch den Badearzt festgelegten Anwendung. Der Georgi-Sprudel werde auch Calcium-Natrium-Chlorid-Sulfat-Hydrogencarbonat-Säuerling“ genannt, was auf seine Inhaltsstoffe verweist, erklärt Dr. Rainer Matejka, medizinischer Leiter der Malteser-Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau. Der Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren mahnt: „Das klingt nach ‚Gemischtwarenladen‘, ist es aber nicht.“ Nachgesagt werde dem Heilwasser Nutzen bei vielerlei Erkrankungen. Doch seiner Ansicht nach passe es aufgrund seiner Gesamtzusammensetzung – vor allem mit Blick auf den Sulfat-Gehalt – gut bei trägem Verdauungstrakt mit Neigung zur Verstopfung (Obstipation) und zur Anregung der Galle.
Zurückhaltung sei bei begleitendem Durchfall oder Reizmagen geboten. In diesem Fall würde er das Wasser nicht verordnen. Der hohe Kohlendioxidgehalt sei für Patient:innen mit Blähbauch ebenfalls ungeeignet. Anders sei es bei einem „schwachen Magen“, der sich nur langsam entleert. Hier bewirke das Wasser, in kleinen Schlucken getrunken, eine Mehrdurchblutung der Magenschleimhaut. Auch bei „konstitutioneller Schwäche“ habe das Georgi-Sprudel seinen Nutzen. Wegen des recht hohen Natriumchloridgehaltes (Kochsalz) wirke das Wasser der Georgi-Quelle zudem niedrigem Blutdruck entgegen. Doch wie viel soll getrunken werden? Dr. Matejka empfiehlt, von dem „stark nach Eisen schmeckenden Wasser“ dreimal am Tag ein Glas, schluckweise bei Zimmertemperatur, zu sich zu nehmen. Interessant findet der Allgemeinmediziner auch die übrigen Wässer Bad Brückenaus². Die König-Ludwig-I.-Quelle, die Wernarzer Quelle, die Siebener Quelle, die Sinnberger Quelle, die Lola Montez Quelle und schließlich die Bad Brückenauer Vitalquelle hätten aber eine völlig andere Zusammensetzung.
„Bad Brückenau ist Nieren-Heilbad. Die Wässer sind daher tendenziell durch eine relative Mineralarmut gekennzeichnet“, so der Ehrenpräsident des Deutschen Naturheilbundes (DNB). Der Niere werde mit ihnen „viel freies Wasser zur Verfügung gestellt, damit sie harnpflichtige Substanzen in Lösung bringen kann“. Zunutze macht sich das auch die Weckbecker-Klinik, die sich in Sachen Heilfasten einen Namen gemacht hat. Zusätzlich zu den Säften und Brühen werde den Patient:innen unter anderem auch das Wernarzer Wasser gereicht, um die Ausscheidung über die Nieren anzuregen, erläutert der einstige Schüler von Dr. Erich von Weckbecker. Und mit etwas Zitrone oder Minze schmeckt es auch noch gut.
Quellen:
¹https://www.bad-brueckenau.de/de/index.cfm?fuse-action-gaeste&rubri-am-bulantekur&id-793
²https://www.bad-brueckenau.de/de/index.cfm?fuse-action-gaeste&rubrik-heilquellen
„Vor gut 100 Jahren waren fast die Hälfte aller zugelassenen Heilmittel Heilwässer. Das hat die moderne Medizin so gut wie vergessen“, sagt Dr. Matejka.