Längst haben Fair Trade-Produkte Einzug in Discounter gehalten. Hier fairen Kaffee zu kaufen, ist allemal besser, als zu Billigbohnen zu greifen. Echten „Fair Tradlern“ allerdings widerstrebt es, Discounter zu unterstützen. Sie kaufen in Weltläden ein. Die gibt es inzwischen in jeder größeren Stadt und in vielen kleinen Gemeinden Mainfrankens.
„Fair Trade“ ist angesagt. Das war 1977, als der Würzburger Weltladen an den Start ging, völlig anders. Damals tranken nur Exoten fair gehandelten Kaffee. Heute ist der Weltladen aus der Stadt nicht mehr wegzudenken.
Kaffee, Tee und Schokolade finden guten Absatz, wobei das Sortiment stark ausgebaut wurde. Es beinhaltet inzwischen Produkte, die zunächst kaum jemand mit „Fairem Handel“ assoziiert.
„Wir haben zum Beispiel faire Computermäuse“, sagt Bildungsreferent Thomas Mitschke. Auch fair gehandelte Kleidung werde immer stärker nachgefragt. „Hier bieten wir zwei Linien an“, erläutert sein Kollege Matthias Pieper. Es gibt klassische Alltagsmode und ausgefallene Fashion, die Würzburger Kunden sonst nirgendwo finden: „Zum Beispiel Mode vom indischen Label azadi oder von Global Mamas aus Ghana.“
Für den Herbst hat der Weltladen den Lieferanten Madness neu ins Programm genommen. „Madness ist einer der Pioniere bio-fairer Mode und beliefert uns mit schönen und edlen Stücken aus Naturmaterialien in den Trendfarben warme Beere, kühles Blau und Grautöne“, so Pieper.
Ganz schön mutig waren auch Klaus Veeh und seine Mitstreiter, als sie 1998 den Verein „Würzburger Partnerkaffee“ gründeten. Wie viel Erfolg sie damit haben würden, konnte damals niemand ahnen. 62 Tonnen Partnerkaffee, der aus der Würzburger Partnerdiözese Mbinga in Tansania stammt, wurden 2015 verkauft.
Fast jährlich kommt ein neuer Großabnehmer hinzu. So schenkt das Juliusspital seit 2014 Partnerkaffee an die Patienten aus. Heuer zu Jahresbeginn wurden die Würzburger Erlöserschwestern neues Vereinsmitglied. Bereits zuvor hatten sie Partnerkaffee in allen ihren Häusern ausgeschenkt. Die Preise, die an die Kaffeebauern gezahlt werden, liegen weit über dem Weltmarktniveau.
Die Bauern können sich fest darauf verlassen, dass sie durch die Kooperation mit dem Würzburger Verein langfristig Kaffee verkaufen können. Wer Partnerkaffee trinkt, unterstützt schließlich soziale Projekte. „Unsere Preise enthalten einen Solidarbeitrag von 76 Cent pro Kilo“, so Veeh.
Dieser „Soli“ fließt in Partnerschaftsprojekte und Bildungsarbeit in Tansania. Fairer Handel hilft Kleinbauern und Genossenschaften, selbstbestimmt zu leben. Dieser Idee fühlt sich auch der Weltladen des Esperanza-Vereins in Gemünden verpflichtet. Auch hier gibt es Partnerkaffee.
Gleichzeitig will der Weltladen den Handel mit Bio-Produkten fördern. „Wir haben ‚Lebenswurst’ aus der Schweinfurter ‚Lebensküche’ sowie Gartenhandschuhe aus fair gehandeltem Naturlatex und Biobaumwolle“, sagt Esperanza-Vorsitzender Wolfgang Fella.
Eine Süßigkeit, die Kennern zufolge vorzüglich schmeckt, ist die aus fairen Grundstoffen hergestellte „Karschter Schogglaad“, die der Weltladen Karlstadt vertreibt. „In Kürze bieten wir auch ein ‚Karschter Kistle’ mit dieser Schokolade, Karschter Kaffee und einer Flasche Apfel-Mango-Saft an“, informiert Rita Scheiner vom Weltladenteam.
Auch in Bad Kissingen bedeutet „Fair Trade“ nicht mehr nur Kaffee. „Der gehört zwar noch zu den Rennern“, so Elke Brand vom Weltladen. Doch auch Filz- und Specksteinprodukte wandern gern über die Theke. Neu aufgenommen wurden Kakaowaren: „Kakaobohnen, Kakao-Nibs und Kakaotee.“
Im Weltladen bosembo in Hettstadt bei Würzburg gibt es faire Vanillestangen für den Frankfurter Kranz, außerdem Rosinen und Kokosmilch. „Ein Produkt, das man eher nicht erwartet, ist der Kokosblock“, so Bernd Götz vom Weltladen-Team. Aus einem kleinen Päckchen würden bis zu neun Liter Torfersatz für den Garten.