Im Takt von “ Stayin’ Alive”

Herzdruckmassage mit Songs von Beyoncé, Madonna oder den Bee Gees

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Es heißt, dass man nicht aus dem Takt kommen sollte, will man ein menschliches Herz, das zu versagen droht, am Leben erhalten. Bloß: Wie macht man das? Hier gibt es einen einfachen „Kunstgriff“. Und zwar wird der Brustkorb im Rhythmus von Songs wie etwa „Stayin’ Alive“, die 100 bis 120 Schläge pro Minute haben, gedrückt. Diese Schlagzahl gilt als ideale Frequenz einer Herzdruckmassage. In circa 90 Prozent aller Situationen, in denen man unerwartet Erste Hilfe leisten muss, ist ein vertrauter Mensch betroffen. Ein Verwandter, ein:e Kolleg:in ein:e Freund:in. Man will unbedingt helfen. Doch die Verunsicherung ist groß. Noch kennen viele Ersthelfer:innen in spe den Kniff mit den Songs nicht. Das Ganze klingt auch erst mal etwas ungewöhnlich. Und es ist ungewöhnlich, was das Fachgebiet anbelangt. „Wir befinden uns in einem Übergangsbereich“, sagt der Würzburger Musiktherapeut Thomas Wosch. Es handele sich hier um das noch recht unbekannte Feld der Neurologischen Musiktherapie. Ob Menschen auf der Suche nach Instruktionen, wie es mit der Herzdruckmassage am besten klappt, mit den Song-Tipps wirklich gedient ist, kann der Professor von der Technischen Hochschule in Würzburg nicht sagen. „Ich bin zwar etwas skeptisch bei dieser Musik, aber das genaue Tempo und der Taktaufbau, also die Dynamik, könnten tatsächlich perfekt zum Durchschnittswert einer Wiederbelebung passen“, meint er. Auf einer vom New York-Presbyterian Hospital zusammengestellten Liste für Songs zu Herzdruckmassagen findet sich im Übrigen auch „Crazy in Love“ (Beyoncé & Jay Z). „Who’s That Girl“ von Madonna eignet sich demnach ebenfalls. „Auch die American Heart Association hat eine Playlist von rhythmisch passenden Songs erstellt“, sagt Professorin Maria Schuppert, die bis September 2023 das Fach „Musikphysiologie und Musikermedizin“ an der Hochschule für Musik in Würzburg innehatte. Die dortige Hitliste wird von „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees angeführt. Empfohlen werden weiter „Adventure of a Lifetime“ von Coldplay, „Can’t Stop the Feeling“ von Justin Timberlake, „Uptown Funk“ von Mark Ronson und Bruno Mars, „Just a Girl“ von No Doubt sowie der „Biene Maya“-Titelsong von Karel Gott und Helene Fischers „Atemlos“. Ein Video zur Thematik findet sich nach Aussage der Professorin auf YouTube bei der British Heart Foundation. In nicht einmal zwei Minuten wird hier alles Wissenswerte erklärt.

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