Im Ernstfall: kühlen Kopf bewahren

Schulsanitätsdienst: über eine gelungene Kooperation der Johanniter-Jugend und der David-Schuster-Realschule

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Sie leisten Erste Hilfe bei Unfällen und Verletzungen und stellen die Erstversorgung sicher – bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Schulsanitäter:innen (abgekürzt SSD) werden dafür ausgebildet, im Ernstfall einen kühlen Kopf zu bewahren und ihre Mitschüler:innen bei einem Notfall adäquat medizinisch zu versorgen.

Josefina und Nils sind zwei von zehn Schulsanitäter:innen an der David-Schuster-Realschule. Die beiden 15-Jährigen leiten den SSD an der Würzburger Schule. „Es ist ein schönes Gefühl, anderen Menschen helfen zu können“, erklärt Nils seine Beweggründe, warum er sich vor drei Jahren für diesen Dienst gemeldet hat. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr in seinem Heimatort Estenfeld. Als er 2019 gefragt wurde, ob er sich den SSD zutraue, habe er sofort zugesagt. Die Ausbildung, die er dazu absolvierte, hilft ihm nicht nur in der Schule. „Ich habe einen kleinen Bruder, der sich ab und zu mal verletzt, da ist es gut, wenn ich weiß, was ich zu tun habe, wenn ich mit ihm unterwegs bin“, sagt er. Josefina hat sich schon immer für Erste Hilfe interessiert. „Ich helfe anderen Menschen gerne“, sagt sie. Auch ihr hilft die Ausbildung nicht nur in der Schule, denn Josefina trainiert Kinder und Jugendliche beim „Circus Knirps“ in Würzburg. Was macht nun gute Schulsanitäter:innen aus? „Ganz klar, man muss Blut sehen können“, lacht Josefina. Natürlich wäre es unpassend, wenn ein SSD beim ersten Blutstropfen umfallen und damit ausfallen würde. „Man braucht Empathie, darf also nicht unsensibel sein“, fügt sie noch an und – ganz wichtig: „Keine Panik, in jeder Situation ruhig bleiben und einen kühlen Kopf bewahren.“

Das können beide, sagen Nils und Josefina, und sie haben ja schon drei Jahre Diensterfahrung gesammelt. Schnittwunden im Werkunterricht zugezogen oder kleine Verbrennungen beim Hantieren mit heißen Töpfen im Kochunterricht, Nasenbluten oder mal eine Prellung beim Sport – das sind die „Normalfälle“, die sie versorgen. „Wichtig ist, dass wir den Patient:innen sagen, was wir machen. Es beruhigt sie, wenn sie wissen, was wir tun, und es vermittelt ihnen Sicherheit“, erklärt Nils. Natürlich wissen die beiden sehr genau, was sie tun, sie tun es gerne und mit dem notwendigen Sachverstand, denn jede:r Schulsanitäter:in absolviert nicht nur eine Erste-Hilfe-Ausbildung, sondern auch noch regelmäßige Fortbildungen für schulspezifische Notfälle. Alles in Allem dauert die Ausbildung 24 Schulstunden und die jährlichen Fortbildungen noch einige Stunden mehr. Im Ernstfall wird ein SSD ausgerufen. „Bei uns an der Schule gibt es einen Plan nach dem täglich drei Sanitäter:innen abwechselnd Dienst tun“, sagt Nils. Ist ein Notfall eingetreten, werden die diensthaben SSDs ausgerufen. Die machen sich dann auf den Weg ins Krankenzimmer wo Notfallrucksack und Verbandmaterial eingelagert sind und die kleinen Patient:innen auch versorgt werden können. „Meistens sind sie schon da, wenn wir kommen“, sagt Josefina. Da könne es die erste kritische Situation geben, denn „die ganz Kleinen neigen dazu, in größeren Gruppen zu kommen“, sagt sie. Dann gelte es für die SSDs, schnell herauszufinden, wer der:die Patient:in ist und die Begleitungen freundlich aber bestimmt wieder zurück in ihre Klassenzimmer zu schicken. „Da kann es schon auch sein, dass wir mal deutlicher werden müssen“, sagt Josefina. Natürlich weiß sie, die besondere Situation bedeute Stress für alle, da komme es darauf an, den Überblick und vor allen Dingen Ruhe zu behalten. Wenn es gar nicht funktioniere, stehe auch ein:e Lehrer:in parat, der im Bedarfsfall ein Machtwort spreche. Doch das sei bisher nicht oft nötig gewesen, sie würden das auch gut selbst regeln, sagen die beiden. Der Ablauf beim Ernstfall ist klar: „Wir fragen, was passiert ist, eine:r richtet das notwendige Material, das wir benötigen, also Pflaster oder Verband, und wir geben im Sekretariat Bescheid, dass der:die Patient:in versorgt wird“, erklärt Nils.

Schulsanitäter © Felix Bumm und Josefina Blaum

Da das Krankenzimmer in der David-Schuster-Realschule auf dem gleichen Gang liegt wie das Schulsekretariat, sind sie da auch gut aufgehoben. Sind die Patient:innen versorgt – und entweder wieder im Unterricht oder von den Eltern abgeholt -, dokumentieren die SSDs, was gemacht wurde, melden sich im Schulsekretariat ab und gehen wieder zurück in ihre Klasse. Nils und Josefina kümmern sich auch darum, dass immer genug Verbandmaterial und alles rund um den Ernstfall Notwendige zur Verfügung steht. Normalerweise geht es mit einem Pflaster oder einem Verband, sehr selten kommt es zu größeren Einsätzen, wenn beispielsweise mal ein Kind auf der Treppe stürzt und ein Verdacht auf einen Knochenbruch besteht. Dann kümmern sich die SSDs vor Ort um die Patient:innen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.

Aber das hatten Josefina und Nils zum Glück bisher nur einmal in ihren drei Jahren Dienstzeit. „Der Schulsanitätsdienst (SSD) ist eine Kooperation der Johanniter-Jugend und der jeweiligen Schule“, sagt Vera Wissmann, Werkstudentin bei den Johannitern in Würzburg. Sie koordiniert die Schulsanitäter:innen an inzwischen 30 Schulen in ganz Unterfranken, ist zuständig für deren Ausbildung und steht ihnen als Ansprechpartnerin zur Verfügung. „Der Schulsanitätsdienst ist kein Muss, sondern eine freiwillige Leistung der Schulen. Doch in den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Schulen dazu entschieden“, sagt Wissmann.

Die SSDs werden in Erste Hilfe aus- und in regelmäßigen Fortbildungen in schulspezifischen Notfällen weitergebildet. Sie wissen Bescheid, wie man beispielsweise Schüler:innen zu betreuen hat, die an Diabetes oder Asthma leiden, bekommen auch einen Einblick in Anatomie und Physiologie, wissen, was zu tun ist, wenn sich jemand beispielsweise einen Zahn ausgeschlagen hat und vieles mehr. Ein:e Schulsanitäter:in muss mindestens 13 Jahre alt sein und auch mental so gefestigt, dass er:sie weiß, welche Verantwortung er:sie trägt.

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