„Ich will die Menschen mitnehmen!“

Seit Mai dieses Jahres hat Würzburg einen Klimabürgermeister: Martin Heilig

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Gibt es irgendwann nicht mehr genug Regen, der in den Untergrund versickert, bekommt Würzburg ein Problem: Das Trinkwasser könnte knapp werden. „Ich will keine Panik verbreiten“, sagt dazu Martin Heilig, Würzburgs erster Klimabürgermeister. Doch wer über Klimaschutz nachdenkt, müsse das Thema „Grundwasser“ unbedingt mitdenken.

Ein internes Strategiepapier zur Klimawandelanpassung, das derzeit unter seiner Ägide vorbereitet wird, räumt der Thematik einen hohen Stellenwert ein. Klimabürgermeister zu sein, das heißt dieser Tage, mehr als genug Arbeit zu haben. Stehen Umwelt- und Klimaschutz doch ganz oben auf der politischen Agenda. Ja, lacht Heilig, an manchen Tagen sei wirklich alles sehr viel: „Mein neues Amt macht mir dennoch große Freude, weil ich merke, dass ich Impulse setzen kann.“ Die Corona-Krise „erleichterte“ ihm den Einstieg: „Dadurch hatte ich anfangs kaum repräsentative Termine.“ Auch in- haltlich sorgte das Virus, so fatal es ist, in seinem Bereich für Posi- tivwerte: „Wir hatten geringere Feinstaubbelastung und geringere Stickstoffoxide.“

Zwischen dem 23. März und Mitte April sank der PKW-Verkehr um 40 und die Stickoxidbelastung dadurch um rund 20 Prozent. Seit Juni genießen die Menschen ihre wiedergewonnene Freiheit. In ökologischer Hinsicht brachte das einen Rollback mit sich: „Bereits im Juli hatten wir wieder 95 Prozent des Verkehrs, den wir vor Ausbruch der Krise hatten.“ Zu den negativen Folgen der Pandemie gehört außerdem ein deutlich höheres Müllaufkommen: „Weil Clubs und Diskos geschlossen haben, sitzen die jungen Leute am Main und feiern.“ Die Mülleimer quellen über, leere Pizzakartons und Dosen liegen überall herum. Heilig spricht von „enormen Müllmassen“. Die machen nicht nur den Stadtreinigern zu schaffen: „Plastikmüll kann über den Main ins Meer gelangen.“

Menschen zu bewegen, gut mit der Umwelt umzugehen, ist Martin Heilig wichtig. So versuchte er im Sommer, junge Leute, die draußen feierten, zu animieren, auf Einweg zu verzichten und nicht vermeidbaren Müll ordentlich zu entsorgen oder mit nach Hause zu nehmen. Als langjähriger Lehrer und vierfacher Vater ist Heilig der erhobene Zeigefinger zuwider. Der Klimabürgermeister möchte nicht von oben herab etwas anordnen: „Ich will die Menschen mitnehmen.“ Das betrifft die feierfreudige Jugend ebenso wie Würzburgs Bürger sowie Heiligs Kollegen in der Stadtverwaltung.

Oft dauert es seine Zeit, bis sich Bewusstsein wandelt. Gilt es doch, Vorurteile abzubauen, Ängste zu nehmen und Bedenken auszuräumen. Doch es bringt viel mehr, wenn die Menschen tatsächlich hinter einer Sache stehen, als wenn sie nur tun, was ihnen befohlen wird. So möchte Martin Heilig die städtischen Angestellten dafür gewinnen, plastikfreier zu arbeiten und mehr Recyclingprodukte zu verwenden. Außerdem sollen alle an einem Strang ziehen, um eine „Klimaneutrale Verwaltung“ zu werden.

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