Er gilt als die wichtigste Heilpflanze bei Herzbeschwerden: der Weißdorn. Deshalb hat der Studienkreis „Entwicklungs-Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg „Crataegus“, so die lateinische Bezeichnung, zur Arzneipflanze des Jahres 2019 gewählt.
„Sehr wahrscheinlich verwendeten ihn bereits griechische Ärzte“, sagt Medizinhistoriker Dr. Johannes Gottfried Mayer, Geschäftsführer der Würzburger Forschergruppe Klostermedizin. Allerdings setzten sie eine bestimmte Crataegus-Art nicht als Herzmittel ein, sondern bei Durchfall, Koliken und zur Blutstillung. Es dauerte bis Ende des 19. Jahrhunderts, möglicherweise beeinflusst durch die indianische Medizin in Nordamerika, ehe man darauf kam, dass Weißdorn bei Herzbeschwerden wirkt.
Bei den wichtigsten Wirkstoffen im Weißdorn handelt es sich laut Mayer um oligomere Procyanidine. Das sind in Pflanzen natürlich vorkommende Stoffe, die zur Gruppe der Flavanole gehören. Diese wirkten sich wohl positiv auf die Pumpkraft des Herzens aus. Die Durchblutung der Herzkranzgefäße und des Herzmuskels werde gesteigert, indem die Produktion des gefäßerweiternden Botenstoffs Stickstoffmonoxid stimuliert und sein Abbau gehemmt werde.
„Hinzu kommt eine positive Wirkung bei Herz-Rhythmusstörungen, weil das Herz wieder gleichmäßiger und besser arbeitet durch die verbesserte Kontraktionskraft und die verbesserte Erregungsleitung“, erklärt der Medizinhistoriker. Und eine relativ neue Erkenntnis: Die Wirkstoffe im Weißdorn können den Prozess des altersbedingten Verlusts der Elastizität der arteriellen Blutgefäße verlangsamen.
„Neue Studien zeigen, dass man Weißdorn einsetzen soll, sobald sich erste Anzeichen von Herzschwäche zeigen“, sagt Mayer. Und sinnvoll könne es auch sein, Weißdorn in sehr stressigen Situationen einzunehmen, wenn aufgrund von Nervosität Herzbeschwerden auftreten.