Herzgesundheit – Fakten oder Mythen?

Kardiologe Prof. Willibald Hochholzer über herzhaftes Leben

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Bananen sind gut fürs Herz. Salz eher schlecht. Herzmythen wie diese gibt es viele. Doch was stimmt und was nicht? Die Lebenslinie hat mit Prof. Willibald Hochholzer, neuer Chefarzt der Medizinischen Klinik – Schwerpunkt Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am KWM-Standort Juliusspital, gesprochen. Und so viel vorweg: Ein uneingeschränktes Richtig oder Falsch existiert kaum. „Schlafapnoe belastet das Herz“, hört man oft. „Jein, es ist ein Teil des Gesamtproblems“, entgegnet der Nachfolger von Prof. Malte Meesmann.

„Fakt ist, dass etwa ein Drittel der Herzpatient:innen Schlafapnoe haben.“ Bei dieser Erkrankung setze bis zu mehr als 100 Mal pro Nacht kurz die Atmung aus. Die Folge: Der Körper bekomme nicht genügend Sauerstoff und steuere dagegen. Das führe dazu, dass der Blutdruck und die Pulsfrequenz stiegen. Und wie steht es mit Handys? Diese sollen Herzschrittmacher stören. „Die aktuell verfügbaren Schrittmacher sind extrem sicher. Sie prüfen permanent, ob eine Störung vorliegt. Liegt eine solche vor, gehen sie in einen Schutzmodus, um Fehlfunktionen zu vermeiden“, erklärt der Mediziner. Tatsächlich gebe es von der US-Gesundheitsbehörde (FDA) Warnhinweise¹ für bestimmte, aktuelle Smartphones, die mit einer besonders hohen Intensität funkten und so den vorübergehenden Schutzmodus auslösen könnten. Die allgemeine Empfehlung lautet daher: „Handy und Schrittmacher sollten einen Abstand von 15 bis 20 Zentimetern wahren.“

Schöner mutet folgende Behauptung an: „Schokolade schützt vor Herzinfarkt.“ Auch hier gibt es für Prof. Hochholzer kein Ja oder Nein. Natürlich lägen große Beobachtungsstudien vor, die darauf hindeuten würden, dass Menschen, die dunkle Schokolade konsumierten, ein niedrigeres Herzinfarktrisiko hätten. Die schützende Wirkung der in ihr reichlich vorhandenen Flavonoide² sei aber nicht abschließend geklärt. Der Arzt geht daher von einem Zusammenspiel verschiedenster Faktoren aus. Ähnlich verhalte es sich mit der Behauptung „Kaffee ist gut fürs Herz, Rotwein auch“. Apropos „Genuss“: Ist Sex bei schwachem Herz tabu? „Grundsätzlich gilt auch für Menschen mit Herzmuskelschwäche, dass die Lebensqualität von zentraler Bedeutung ist“, betont der Kardiologe. Mit einer solchen Erkrankung seien die meisten Alltagsaktivitäten möglich – auch diese. Nicht außer Acht zu lassen sei jedoch das Thema „Erektionsschwäche“. Diese werde meist nicht von Medikamenten, sondern durch die Grunderkrankung verursacht. Kleine „Helfer“ wie Viagra seien für Herz-Patienten daher oft tabu – wegen möglicher Wechselwirkung mit anderen Medikamenten. Immer wieder hört man auch: „Herzkrankheiten lösen Demenz aus.“

Hier ist die Antwort eindeutig: „Ja!“ Vorhofflimmern könne kleine Mikro-Schlaganfälle auslösen und dadurch eine vaskuläre Demenz fördern. Herzschwäche könne zu einer chronischen Minderdurchblutung des Gehirns führen und dazu beitragen, dass dieses nicht mehr optimal funktioniere. Und was ist dran an der oft benutzen Phrase „Du hast mich zu Tode erschreckt“? „Rein durch den Schreck stirbt man im Regelfall nicht“, so Hochholzer. Im übertragenen Sinne sei das aber bei einem Sprung ins kalte Wasser möglich – wenn auch sehr selten. „Durch die hohen Temperaturunterschiede kann ein Schock ausgelöst werden, der bis zum Kreislaufstillstand führen kann.“ Darüber hinaus denkt der Mediziner hier an sogenannte Stress-Myopathien. Solche Erkrankungen würden durch ein „starkes, emotionales Ereignis“ ausgelöst und sich wie ein akuter Herzinfarkt präsentieren, an dem man auch versterben könne. In der Fachwelt ist das als Takotsubo-Syndrom³ bekannt, im Volksmund wird synonym oft vom „Broken-Heart-Syndrom“ gesprochen. Die Mechanismen dahinter seien jedoch nicht abschließend geklärt.

Last but not least: Sind nun Bananen gut fürs Herz und Salz schlecht? „Bananen enthalten etwas mehr Kalium als andere Früchte. Wir wissen: Bei einer etwas höheren Kaliumzufuhr⁴ treten bestimmte Rhythmusstörungen eher seltener auf.“ Bei bestimmten Herzerkrankungen könnten sie eventuell unterstützen, so der Kardiologe. Eindeutiger sei die Datenlage beim Salz. „Die WHO⁵ empfiehlt eine Salzzufuhr von weniger als fünf Gramm pro Tag, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.“ Was darüber hinaus gehe, könne Bluthochdruck fördern, so der Experte. Und dieser sei klar mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert.

Quellen:
¹www.aerzteblatt.de/nachrichten/126744/Magneten-in-Smartphones-koennen-Herzschrittmacher-und-ICD-ausschalten,
²www.ugb.de/forschung-studien/dunkle-schokolade-fuers-herz/,
³www.uniklinikum-dresden.de/de/presse/aktuelle-medien-informationen/takotsubo-kardiomyopathie-wenn-stress-das-herz-aus-dem-takt-bringt,
www.herzzentrum.de/nc/presse/pressemitteilungen/presse-detail/presse/423.html,
www.euro.who.int/de/health-topics/disease-prevention/nutrition/news/news/2011/10/reducing-salt-intake/frequently-asked-questions-about-salt-in-the-who-european-region

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