Herz außer Takt

Kardiologe Dr. Axel Jakob über Herzrhythmusstörungen

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©GKG Bamberg

Im rechten Herzvorhof liegt der Taktgeber des Herzens. Von hier gehen Impulse aus, die, wenn sie richtig weitergeleitet werden, das Herz immer im richtigen Rhythmus schlagen lassen. „Bei Erwachsenen liegt der Herzschlag in Ruhe bei 60 bis 80 Schlägen pro Minute“, erklärt Dr. Axel Jakob, Leitender Oberarzt der Kardiologie an der Steigerwaldklinik Burgebrach. Unter Belastung steigt die Herzfrequenz an. Bei Herzrhythmusstörungen unterscheidet man solche mit zu langsamem (Bradykardie) respektive zu schnellem Herzschlag (Tachykardie) und kann die Rhythmusstörungen einteilen nach Ort und Mechanismus der Entstehung. Die menschliche Wahrnehmung von Herzrhythmus und dessen Störungen ist ungenau. Rhythmusereignisse werden zum Teil gar nicht wahrgenommen, so wie zum Beispiel Extrasystolen, die auch bei Herzgesunden vorkommen. „Das, was wir merken, korreliert schlecht mit dem, was am Herzen passiert.“ Die entsprechenden Symptome umfassen eine große Bandbreite, meint Dr. Jakob. „Das reicht von ‚da macht mein Herz eine Pause‘ oder ‚ich spüre den Herzschlag besonders stark̒ über Unruhe in der Brust, Beklemmungsgefühl, eingeschränkte Belastbarkeit, Kurzatmigkeit, Schwindel, Übelkeit bis zu Ohnmachtsanfällen.“ Die Beschwerdebilder reichen von harmlosen Missempfindungen bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen. Auf die Spur komme man Herzrhythmusstörungen mittels EKG, Langzeit- und Belastungs-EKG sowie bei selteneren Ereignissen mit dem Einsatz eines sogenannten Loop Rekorders und in Einzelfällen eines implantierten Event-Recorders, der über mehrere Jahre Rhythmusereignisse aufzeichnen kann, so der Kardiologe. Sogenannte „wearables“ wie Smartwatches oder Fitnessarmbänder können mittlerweile häufig auch ein EKG aufzeichnen. Sinnvoll könne im Weiteren eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) sein, die Ursachensuche kann bis zur ­Herzkatheter-Untersuchung führen. Was aber tun, wenn etwas Behandlungsbedürftiges festgestellt wird? Also etwa dann, wenn sich die Herzrhythmusstörung auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt, wenn die Gefahr eines plötzlichen Herztods oder eines Schlaganfalls (bei Vorhofflimmern) besteht? Liegt eine Herzerkrankung zugrunde, ist die Behandlung dieser Grunderkrankung anzugehen. Die medikamentöse Behandlung umfasst Rhythmusmedikamente (Antiarrhythmika) und im Falle von Vorhofflimmern ist in den meisten Fällen der Einsatz von gerinnungshemmenden Medikamenten notwendig, um einen Schlaganfall zu verhindern. Bei einem zu langsamen Herzrhythmus ist unter Umständen eine Schrittmacherimplantation erforderlich. Bei bestimmten Krankheitsbildern haben implantierte Geräte Spezialfunktionen, wie etwa ein implantierter Defibrillator (ICD) bei Menschen, die einen plötzlichen Herztod überlebt haben oder dadurch bedroht sind. Vorhofflimmern kann durch eine sogenannte Kardioversion beendet werden, aber das Wiederauftreten wird hierdurch nicht verhindert. Bei einer Ablationsbehandlung wird der Entstehungsort der Herzrhythmusstörung mit speziellen Sonden aufgesucht und verödet. Der Rat des Experten lautet: Bei Herzrhythmusstörungen sei die Dokumentation mit einem EKG die Grundlage für weitere diagnostische und gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen. Nicht alle Rhythmusstörungen sind behandlungsbedürftig. Wichtig ist es, zugrundliegende Herzerkrankungen zu identifizieren und mögliche Risikofaktoren (Anm. d. Red.: unter anderem Störungen im Mineralstoffhaushalt, Bluthochdruck, Überfunktion der Schilddrüse, Diabetes oder genetische Komponenten)1 zu erkennen und zu behandeln.   

Quellen: 1 www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/ursachen, 2 www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/behandlung-und-therapie

www.gkg-bamberg.de/klinik/steigerwaldklinik

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