Heilpflanzen aus Afrika

Von „Wunderpflanzen“ und solchen, die es eher nicht sind

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„Wir kennen rund 250 Heilpflanzen in Europa“, sagt Tobias Niedenthal, Geschäftsführer der in Würzburg ansässigen „Forschergruppe Klostermedizin“. Viele Gewächse haben aber nicht hierzulande ihren Ursprung. Die Myrrhe zum Beispiel, Arzneipflanze des Jahres 2021, stammt aus Afrika. Verwendet wird sie vor allem bei Entzündungen im Mundraum. “Menschen in Europa können von afrikanischen Heilpflanzen sehr profitieren. Wobei bei manchen Produkten Vorsicht geboten ist. Das betreffe etwa die Aloe, die unter anderem im südlichen und östlichen Afrika wächst. Aloe helfe bei Verbrennungen, heiße es. „Das stimmt“, sagt Niedenthal. „Ich selbst habe gesehen, wie Aloe wirkt, wenn ein frisch von der Pflanze geschnittenes Blatt auf verbrannte Haut gelegt wird.“

Die Wirkung von Aloe-Produkten hingegen ziehe er in Zweifel: „Denn die Inhaltsstoffe sind nicht stabil. Sie zerfallen an der Luft.“ Gesundheitlich bedenklich sei deren Anwendung zwar nicht. Ob die Produkte allerdings Wirkung zeigten, sei dahingestellt. Wirklich kritisch hingegen sieht Niedenthal den Hype um die „Wunderpflanze“ Hoodia aus Südafrika. Auf Life-Style-Websites werde das kaktusähnliche Gewächs als Schlankheitsmittel angepriesen. „Die beworbenen Präparate sind jedoch im besten Fall halblegal, weil die Pflanze wegen ihrer Inhaltsstoffe eigentlich nicht in Verkehr gebracht werden darf.“ Grundsätzlich rät Niedenthal vom Onlineshopping heilpflanzlicher Präparate ab, da insbesondere bei „Nahrungsergänzungsmitteln“ keinerlei behördliche Zulassung vorgesehen sei. Gegen alles, sagt ein altes Sprichwort, sei ein Kraut gewachsen. Stimmt das? Niedenthal lacht: „Na ja, der Spruch ist schon ein wenig überstrapaziert.“

Tatsache allerdings sei, dass viele Pflanzen in Afrika oder anderswo auf dieser Welt noch gar nicht näher auf mögliche Heilwirkungen angeschaut wurden. „Zu jenen Pflanzen hingegen, deren Wirkung seit Langem bekannt ist, gehört die aus dem Süden Afrikas stammende Heilpflanze Teufelskralle.“ Bei einer 2001 veröffentlichten Studie der Uni Kiel erklärte nahezu jeder siebte Patient, der an Rückenschmerzen litt, dass es ihm durch die Behandlung mit der Teufelskralle „sehr viel besser“ ginge. Das Sesamgewächs wirke laut Niedenthal nicht nur gegen Glie- derschmerzen, sondern auch bei Verdau- ungsbeschwerden. In beiden Fällen könne Teufelskralle als Tee getrunken werden.

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