Morbus Parkinson ist eine neudegenerative Erkrankung des Gehirns. In einer immer älter werdenden Gesellschaft triff diese Krankheit immer mehr Menschen. Laut Altersmediziner Dr. Michael Schwab seien derzeit zwei von 100 Personen über 75 Jahren von der Schüttellähmung, wie Parkinson früher auch bezeichnet wurde, betroffen. „Neben dem vielfach bekannten Tremor (Muskelzittern) geht die unheilbare Krankheit oftmals mit Kleinschrittigkeit, Gleichgewichtsproblemen, Schwierigkeiten beim Rückwärtsgehen und in der Feinmotorik einher“, berichtet Rebecca Schneider, stellvertretende Therapieleitung im Geriatriezentrum Würzburg.
„Im Gehirn gibt es Nervenkerne, die darauf spezialisiert sind, Bewegungen zu steuern“, so der Dr. Schwab, Chefarzt des Geriatriezentrums im Bürgerspital. Durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen bei Morbus Parkinson käme es im Verlauf der Krankheit zu immer mehr Bewegungsstörungen und somit auch zu immer mehr Bewegungseinschränkungen, sagt Dr. Schwab.
„Bewegungskrankheiten können mit Bewegung therapiert werden“, erklärt der Geriater, der hier auf ein, die Neuromotorik von Morbus Parkinson-Patienten stimulierendes Trainingskonzept namens LSVT®-BIG setzt. Hier geht es darum große, raumgreifende Bewegungsabläufe zu trainieren. Weite, kraftvolle Bewegungen der Arme gehörten genauso dazu, wie lange Ausfallschritte der Beine. „Ich als Therapeutin fungiere dabei als Spiegelbild des übenden Patienten. Während dieser meine übertrieben großen Bewegungen imitiert, kommen bei ihm Bewegungen in normal großer Amplitude heraus“, so die LSVT®-BIG-Therapeutin Schneider. „Groß rauskommen“, das ist das Ziel dieses Therapiekonzeptes, das die Deutsche Parkinson Vereinigung mit einer Studie untermauern ließ. „LSVT“ bedeutet Lee Silverman Voice Treatment.
Lee Silverman war die erste Patientin, die mit der ursprünglich aus der Logopädie stammenden LSVT-LOUD Methode behandelt wurde. „Ihre Nichten drängten sie zu übertrieben lautem Sprechen“, erzählt Rebecca Schneider. Durch das Stimulieren von Silvermans Neuromotorik verbesserte sich ihre Sprache. Übertragen auf die Beweglichkeit entwickelte sich daraus die LSVT®-BIG-Therapie, die sich die Erkenntnisse der Sprachtherapeutinnen der Universität Colorado USA zunutze machte und mit großen, schwungvollen Bewegungsübungen die eingeschränkte Bewegungsamplitude von an Morbus Parkinson erkrankten Menschen zu überwinden suchte. Inzwischen wurde auch in Deutschland wissenschaftlich bewiesen, dass diese Übungen die Hirnfunktionen verbessern und den Krankheitsverlauf von Parkinson-Patienten verlangsamen können¹.
Ebenso habe man herausgefunden, so Rebecca Schneider, die gerade dabei ist, ihren Master of Science in Physiotherapie zu machen, dass die positiven Effekte von vier Wochen intensivem Training, wie es im Geriatriezentrum des Bürgerspitals angeboten wird, bis zu sechs Monate anhalte. Angestrebt werde beim Training auch, sagt Schneider, dass Parkinson-Patienten bestimmte Übungen fest in ihren Tagesablauf implementierten und so selbst zu mehr Selbstwirksamkeit und Mobilität im Alltag beitragen könnten.
Zudem verlangsame das Training die zunehmende Immobilität der an Parkinson Erkrankten und verhindere dadurch etwa Stürze, die wiederum Krankenhausaufenthalte nach sich ziehen könnten, konstatiert Dr. Schwab. Ein Benefit für alle!
Quelle: ¹www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20669294