Gesamtkonzept  statt Stückwerk

Professor Langhorst hilft mit Methoden der Integrativen Medizin Patient:innen mit Long-Covid-Syndrom

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„Long Covid könnte das neue Volksleiden werden”, mahnte Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, im Frühjahr, als er in Bamberg zu Gast war. Dort, wo unter der Leitung von Prof. Jost Langhorst, Chefarzt der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Bamberger Klinikum, ein Post-Covid-Forschungsprojekt durchgeführt wird. Langhorst sagt: „Dass man nach einem Virusinfekt eine Rekonvaleszenzphase hat, ist nichts Neues. Aber die sollte auch irgendwann wieder beendet sein.“ Nun scheinen neue Zeiten anzubrechen. „Mehr als 25 Millionen Menschen haben sich seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert“, so der Arzt.

Etwa zehn Prozent der Covid-Patient:innen entwickelten ein Long-Covid-Syndrom. Dauert die Rekonvaleszenz bis zu drei Monate an, gehe man von Long Covid aus. Hält die Phase darüber hinaus noch an, spreche man von Post Covid. Eines der häufigsten Symptome des Long-/Post-Covid-Syndroms sei Fatigue, eine Minderung der Leistungsfähigkeit durch einen anhaltenden Erschöpfungszustand (bisweilen mit nur 20 bis 30 Prozent früherer Belastbarkeit). Jost Langhorst: „Patient:innen sind in ihrem Alltag so eingeschränkt, dass sie diesen nicht bewältigen können.“ Auch neurologische Symptome, wie der „Brain Fog“ seien typisch für Long Covid. „Hier haben Betroffene immense Konzentrations- und Merkschwierigkeiten“ – alles sei wie im Nebel …. Darüber hinaus treten auch Herz-Rhythmus-Störungen oder Luftnot als Post-Covid-Symptome auf.

Die Crux: „Niemand, der akut an Covid erkrankt, ist davor gefeit.“ Grund genug für Prof. Langhorst, medizinisch aktiv zu werden. Im Rahmen seines mehrteiligen Post-Covid-Forschungsprojekts wird er mit Methoden der Schulmedizin und der Naturheilkunde sowie mit Lebensstilmodifikationen Post-Covid-Patient:innen behandeln. Im ersten Teil erfolgt die Anwendung und Evaluierung eines stationären, multimodalen Therapieprogramms, welches unter anderem klassische Kneipp‘sche und Verfahren der erweiterten Naturheilkunde beinhaltet. Im zweiten Teil wird ein tagesklinisches Konzept verfolgt, das sich über elf Wochen erstreckt. Die Behandlung der Patient:innen, die einmal pro Woche vorstellig werden, erfolgt dabei anhand eines multimodalen Stressreduktions- und Lebensstilmodifikationsprogramms.

Zum Einsatz kommen unter anderem Module zur Ernährungsverbesserung, Bewegungsförderung, Anwendungen zur Selbstfürsorge und Copingstrategien sowie als besonderer Schwerpunkt eine Ganzkörperhyperthermie verbunden mit Sauerstofftherapie. Die Evaluation erfolgt im Rahmen einer prospektiv randomisiert kontrollierten Studie. „Die bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv, das Konzept ist sehr vielversprechend und die Proband:innen erleben eine Besserung ihrer Symptome“, fasst Prof. Langhorst zusammen. „Long-/Post-Covid-Betroffene benötigen ein therapeutisches Gesamtkonzept, das sie begleitet, kein Stückwerk. Eine dritte Studie, die sich explizit mit dem Thema Hyperthermie befasst, ist bereits in Planung.

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