Fünf nach Zwölf

Nachhaltigkeitsbeauftragter Professor Ulrich Müller-Steinfahrt sieht alle Unternehmen in der Pflicht, schnellstmöglich klimafreundlich, klimaneutral oder am besten klimapositiv zu

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Anfang August wurde der Bericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen IPCC vorgestellt¹. Dieser konstatiert, es ist fünf nach Zwölf: „Der Klimawandel ist in den vergangenen Jahrzehnten schneller vorangeschritten“ als zuvor². Bleibt alles beim Alten, könnte die weltweite 1,5-Grad-Grenze schon Anfang der 2030er-Jahre überschritten werden. Was tun?

Professor Ulrich Müller-Steinfahrt, seit Juni 2020 Nachhaltigkeitsbeauftragter der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS), will Teil der Lösung, nicht Teil des Problems sein. Kein leichtes Unterfangen, gesteht er, der seit 16 Jahren an der Hochschule Logistik und Supply Chain Management lehrt. Seit seinem Start habe sich eine „deutliche Schwerpunktlegung im Bereich Nachhaltigkeit“ aufgetan, erläutert er im Gespräch mit der Lebenslinie. Das reiche von diversen studentischen Initiativen über neu ausgerichtete Studiengänge bis hin zu einem neuen Forschungsschwerpunkt. Gerade werde zudem an einer Nachhaltigkeitsstrategie der FHWS gearbeitet. „Es gibt viele Ansatzpunkte, die in die einzelnen Fachdisziplinen übersetzt werden müssen“, umreißt Müller-Steinfahrt die Herausforderung. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ vereine die drei Säulen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Sowohl der Einzelne als auch Unternehmen müssten Ressourcen schonend arbeiten. Ein weiterer Punkt sei Emissionsreduktion. „Die Beeinträchtigung der Umwelt durch Lärm und Abgase sollte so gering wie möglich gehalten werden.“

Etwas komplexer werde es bei der ökonomischen Nachhaltigkeit. „Darunter versteht man das mittel- und langfristige Aufrechterhalten des unternehmerischen Betriebes sowie der Fortbestand der unternehmerischen Verdienstmöglichkeit.“ Bei Begriffen wie klimafreundlich, -neutral oder -positiv gehe es darum, der Umwelt nichts Negatives hinzuzuführen, erklärt der Professor Schlagworte, die vor allem den ökologischen Aspekt der Nachhaltigkeit beträfen. Klimafreundlich bedeute die Vermeidung von negativen Auswirkungen auf das Klima. Klimaneutral beinhalte „Kompensation“. Könne der Wert der Schädigung ermittelt werden, dann sollte eine Maßnahme erfolgen, um der Umwelt etwas zurückzugeben, so Müller-Steinfahrt, der als Beispiel Baumpflanzaktionen oder durch Zertifikate finanzierte Projekte nennt. Klimapositiv wäre der Idealfall, etwa in Form einer energieautarken Immobilie, die überschüssige Energie einspeist. Nach Ansicht des Wissenschaftlers sollten sich Vermeidung und Kompensation ergänzen. Das sei die erstrebenswerte Balance und der strategisch sinnvollste Ansatz. Solche Dinge seien mit Kosten verbunden. Nur wenige Unternehmen hätten dies in der Vergangenheit ohne wirtschaftlichen Nutzen getan. Heute sei das anders. Und: Es gibt hier in der Region Unternehmen, die schon seit Jahren mit gutem Beispiel vorangegangen sind wie zum Beispiel die memo AG in Greußenheim³ (Lebenslinie berichtete hierzu mehrfach). Der Versandhändler, der heuer 30-Jähriges Bestehen feiert, hat für nachhaltiges Wirtschaften schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen.

Quellen:
¹www.ipcc.ch/2021/08/09/ar6-wg1-20210809-pr,
²www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2021/08/090821-Weltklimarat.html,
³www.memo.de/auszeichnungen

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