Frozen Shoulder

Orthopäde PD Dr. Kilian List über die primäre Schultersteife

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©König-Ludwig-Haus Würzburg

Frozen Shoulder (primäre oder idiopathische Schultersteife) heißt die Erkrankung, bei der sich die Kapsel um die Schulter ohne diagnostizierbaren Grund entzündet, zunehmende Schmerzen (zunächst bei Bewegung, dann auch in Ruhe) verursacht („freezing“-Phase), und schließlich zu massiven Bewegungseinschränkungen bis hin zur kompletten Versteifung der Schulter führt („frozen“-Phase). So viel zu den schlechten Nachrichten. Nun die Guten: Nach den ersten beiden Phasen, die von zwei Monaten bis zu einem Jahr dauern können, kommt die dritte und letzte Phase des Krankheitsbildes. Hier sind die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen rückläufig, in der Regel bis hin zur vollständigen Wiederherstellung der Beweglichkeit („thawing“-Phase). Der Leiter der Abteilung für Schulter und Ellenbogenchirurgie im König-Ludwig-Haus in Würzburg, PD Dr. Kilian List, sieht jede Woche gleich mehrere Patient:innen  mit diesem Krankheitsbild. „Rund elf Prozent der ambulant behandelten Patient:innen mit Schulterschmerzen bekommen die Diagnose ,frozen shoulder‘“, sagt der Oberarzt. Frauen seien häufiger betroffen als Männer (Verhältnis 3:2), die Altersspanne für die Erstdiagnose liege zwischen 40 und 60 Jahren. Vergesellschaftet sei die primäre Schultersteife am häufigsten mit Diabetes, aber auch mit Schilddrüsenfunktionsstörungen oder übermäßigem Tabakkonsum. „Häufig tritt die Schultersteife beidseitig auf. Typischerweise geschieht dies zwei bis drei Jahre zeitlich versetzt“, berichtet PD Dr. List. Auch wenn man die genauen Ursachen der „frozen shoulder“ nicht kenne, könne – bei eingeschränkter Evidenz – von einer genetischen Disposition der Erkrankung ausgegangen werden, meint Kilian List. Durch klinische Untersuchungen (Bewegen des Armes, Kraftprüfung) zusammen mit bildgebenden Verfahren wie Sonografie und Röntgen könne die „frozen shoulder“ von Krankheitsbildern wie der Kalkschulter oder Arthrose im Schultergelenk meist eindeutig abgegrenzt werden. „Das MRT ist nicht die Diagnostik der ersten Wahl, aber eine MRT-Untersuchung sollte bei unsicherem klinischem Befund für die Schultersteife zur Stützung der Diagnose sowie zum Ausschluss anderweitiger Pathologien herangezogen werden“, so der stellvertretende Leiter der Kommission Kommunikation der D-A-CH Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie (DVSE). Im MRT zeige sich bei der Schultersteife in aller Regel eine verdickte Kapsel, so Dr. List. Das Mittel der ersten Wahl gegen die Entzündungsreaktion  sei in der „freezing“-Phase eine hochdosierte Kortison-Therapie (drei bis vier Wochen) , diese Therapie kann mit üblichen Schmerzmitteln (sog. NSAR) kombiniert werden. „Ist die Schulter schmerzfrei („frozen“-Phase), verordnet man gegen die Steifigkeit Krankengymnastik, um die gestresste schulterumgebende Muskulatur und die vernarbte Kapsel zu lockern. Wenn sich trotz aller Bemühungen die Beweglichkeit nicht oder für die Patient:innen nicht zufriedenstellend wiederherstellen lässt, bleibt als letztes Mittel die Operation.“ Hier werde minimalinvasiv, mittels Schlüssellochtechnik, das vernarbte Kapselgewebe rund um das Schultergelenk eingeschnitten, wodurch sich die Schulter sofort wieder frei bewegen lasse, so PD Dr. List. Laut dem Experten sei die „frozen shoulder“ in der Regel mit konservativen Mitteln therapierbar. Die Schultersteife ist schmerzhaft: Ja. Sie ist lästig: Ja. Und sie ist bewegungseinschränkend: Ja. „Aber sie ist kein wirklich bedrohliches Krankheitsbild und geht früher oder später in aller Regel von alleine wieder weg“, betont der Oberarzt aus dem König-Ludwig-Haus.

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